piwik no script img

Weiter einsam auf den Weltmeeren

■ Mit 71 Seemeilen Vorsprung segelt die illbruck in Richtung Rio

Wer würde das Rennen nochmals segeln, fragte Crew-Mitglied Mark Christensen am 17. Tag der vierten Etappe in die Runde. Spontane Antworten gab es keine. Seine Kollegen waren noch zu beeindruckt von den Geschehnissen auf dem Südpolarmeer. Eindrucksvolle Ritte auf hohen Schaumhügeln gemischt mit Graupel, Schnee und Eisbergen waren scheinbar nicht jedermanns Sache, obwohl Wachführer Stuart Bannatyne betonte, dass es „eine herausragende Leis-tung gewesen ist, Mensch und Material sicher und unversehrt durch das Südpolarmeer gebracht zu haben.“ Die illbruck vermied es, nachts bei starker Strömung durch felsige Inseln hindurch zu navigieren, verlor kein Segel und schickte auch niemanden in den Mast.

Trotzdem schien der tückische Ozean noch seine Fänge über die Gemütslage der Crew ausgebreitet zu haben. „Ich glaube ein paar Tage werden reichen, um die Erinnerungen zu trüben“, hofft Mark Christensen.

Inzwischen sieht das Leben auf der Hochseeyacht auch wesentlich entspannter aus. Wärmere Gewässer wurden erreicht sowie das Deck von Eis und Schnee befreit. „Die Erinnerungen an den rauhen Southern Ocean verblassen mit jeder Meile“, sagt Wachführer Stuart Bannatyne. Eilig geht es in Richtung des vierten Etappenziels Rio de Janeiro. Am 19. Tag des Teilstücks fehlen der illbruck lediglich 1199 Seemeilen zum dritten Etappenerfolg. Nach bereits absolvierten 5500 Seemeilen führt das Leverkusener Boot mit dem Hamburger Vorschiffsmann Tony Kolb mit 71 Meilen vor der Amer Sport One.

Zum Feiern ist der Mannschaft um Skipper John Kostecki allerdings noch nicht zu Mute. Auf dem Rest der Strecke in den Zielhafen wartet noch eine Zone mit nördlichen Winden, in der eine geschickte Kreuzstrategie von Nöten sein wird, um das dann wahrscheinlich wieder weiter auseinander fahrende Feld zu decken. Eine Entscheidung, ob man von hoher See aus direkt auf Rio zusegeln wird, oder an der Küste Südamerikas entlang, ist bisher noch nicht gefallen.

Sicher hingegen ist, dass jedes einzelne Mitglied des zwölfköpfigen Teams spätestens im Juni beim Zieleinlauf in Kiel jeder Zeit das Rennen rund um die Welt wieder aufnehmen würde. fog/akl

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen