DER SPRINGER VERLAG SCHREIBT ERSTMALS ROTE ZAHLEN: Je schlimmer, desto besser
Der Springer Verlag hat im Jahr 2001 offiziell einen Verlust eingefahren – zum ersten Mal in der Verlagsgeschichte, so der Verlag gestern. Nun ist das Haus des seligen Axel Cäsar nicht etwa in großer Gefahr – die Bild-Zeitung wirft nach wie vor so gute Gewinne ab wie die traditionell hoch rentablen Lokalzeitungen. Daran ändert auch ein Jahr mit weniger Werbeanzeigen nicht viel. Und das Minus der Welt zieht die Gewinnmarge des Verlags seit Jahrzehnten nach unten, auch wenn es angeblich im vergangenen Jahr respektable 100 Millionen Euro erreicht haben soll. Detaillierte Zahlen gibt Springer traditionell so wenig bekannt wie andere Verlagshäuser.
Das Schöne am Verlust: Nie war er willkommener. Schließlich gilt es, gegen den traditionell starken Betriebsrat mindestens zehn Prozent der Stellen zu streichen. Und das vom jetzigen Vorstandschef Mathias Döpfner in seinen früheren Ämtern aufgebaute Internetangebot wurde auch gerade geschrumpft, weil es nur Miese bringt. Da hilft der Verweis auf die rote Bilanz als Begründung für harsche Maßnahmen. Und hinterher steht der junge Döpfner als Sanierungsheld da, weil er den Verlag wieder zum Profit geführt hat. So weit, so schön. Döpfner hat nur ein Problem: So einen Plan hatten schon seine Vorgänger, doch der Gewinn wollte einfach nicht richtig steigen. Inzwischen ist der Druck noch größer geworden, weil Mehrheitsaktionärin Friede Springer mehr Dividende braucht – schließlich kommt durch das Handeln ihres eigenen Vorstandschefs Döpfner der Mitaktionär und Medienzar Kirch so stark unter Druck, dass er vielleicht seine 40 Prozent der Aktien am Springer Verlag verkaufen muss. Davon möchte Frau Springer laut eigener Aussage auch ein paar erwerben, was schnell einen dreistelligen Millionenbetrag kostet.
Existenzielle Angst haben muss Döpfner aber nicht: Die vergangenen Vorstände bei Springer blieben zwar teilweise nur kurz, erhielten aber für deutsche Verhältnisse nicht nur sehr hohe Gehälter, sondern auch millionenschwere Abschiedsprämien. Falls der promovierte Musikwissenschaftler als 40-Jähriger wieder auf der Straße stünde, könnte er mit dem schönen Kleingeld im Rücken eine neue Karriere starten. REINER METZGER
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