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Neue Friedensgespräche in Nahost

Palästinensische und israelische Offiziere verhandeln über Waffenstillstand. Selbstmordattentat im Westjordanland schlägt fehl. Israels Premierminister Scharon kündigt die Einrichtung von Pufferzonen an der Grenze zu den Palästinensergebieten an

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Ein Selbstmordanschlag eines 24-jährigen Palästinensers in der jüdischen Siedlung Efrat im Westjordanland ist gestern fehlgeschlagen. Bei dem Vorfall in einem Supermarkt explodierte nach Polizeiangaben offenbar nur der Zünder, nicht aber der Sprengstoffgürtel, den der Palästinenser trug. Eine Frau wurde verletzt. Der Täter wurde von einem Kunden des Supermarkts erschossen, wie dessen Leiter mitteilte. Zu dem Attentatsversuch bekannten sich später die Al-Aksa-Brigaden, die Verbindungen zu Arafats Fatah-Organisation hat.

Kurz vor dem Anschlag waren Offiziere der beiden Konfliktparteien erstmals seit Wochen zu einem Sicherheitsgespräch zusammengekommen. Anschließend teilte ein israelischer Militärsprecher mit, beide Seiten stimmten überein, dass sie Schritte zu einem Waffenstillstand ergreifen wollten. In einer ersten Geste zogen sich die israelischen Truppen aus palästinensischen Gebieten nahe der jüdischen Siedlung Kfar Darom im Gaza-Streifen zurück.

Als „überflüssige Rede“ kommentierte die auflagenstärkste Tageszeitung Yediot Achronot gestern die ans Volk gerichteten Worte von Premierminister Ariel Scharon vom Donnerstagabend. Einzig neu ist die Errichtung von Pufferzonen entlang von Teilen der Grenze zum Palästinensergebiet. Nach Berichten der Yediot Achronot handelt es sich dabei um eine „zwischen 700 Meter und drei Kilometer breite Bannmeile, östlich der grünen Grenze“, zu der weder anwohnende Palästinenser noch Israelis Zugang haben sollen.

Dieser Vorschlag lässt auf palästinsischer Seite die Warnlampen aufleuchten. Eine solche Zone werde „zu einer gefährlichen Eskalation von Scharons Krieg gegen die Palästinenser führen“, kommentierte Nabil Abu Rudaineh, ein enger Berater von Jassir Arafat.

Ein wenig mehr Kompromissbereitschaft deutet sich allein in der Frage des Reiseverbots für Arafat an, dessen Aufhebung die israelische Regierung bislang an die Verhaftung der Mörder von Tourismusminister Rechawam Seewi und die Inhaftierung der Verantwortlichen für den versuchten Waffenschmuggel auf der „Karine A“ knüpft.

Scharon appellierte an die Palästinenser, die sich entscheiden müssten, ob sie denen folgen wollen, „die eure Kinder in den Selbstmord treiben“, oder denen, die „Fortschritt und Wachstum“ vorantreiben. Er kündigte an, die Kontakte zu „palästinensischen Persönlichkeiten“ fortzusetzen, um zu einer „totalen Waffenruhe“ und langfristig zu einer politischen Lösung zu gelangen.

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