Stoiber-Geschenke: Neues Jahr, neuer Kanzler, neues Glück
■ Space Park erst Ostern 2003? Eröffnung des Gröpelinger Großprojekts verschöbe sich dann mitten in den Bremer Wahlkampf
Für den Innenausbau eines größeren Geschäftes werden gewöhnlich neun Monate veranschlagt. Das bedeutet: Wenn der Space Park wirklich seine Pforten am 17. Oktober öffnen wollte, müssten die Verträge mit den Geschäften längst unter Dach und Fach sein, die Handwerker vor Ort. „Im Januar“, so hatte der Space Park-Development-Geschäftsführer Hans Lippelt daher auch im vergangenen Herbst betont, würden die Verträge der „Ankermieter“ unterschrieben.
Da das bekanntlich nicht passiert ist, stellen sich zwei Fragen. Ers-tens: Wer ist schuld? Zweitens: Was nun? Die zweite Frage ist leichter zu beantworten als die erste. Neuer Eröffnungstermin könnte der 1. März 2003 werden, das liegt vor Ostern – aber vor allem mitten im Bremer Wahlkampf. Die Parteien der großen Koalition könnten die frohe Botschaft verbreiten: Es ist doch etwas aus unserem Großprojekt geworden. Nur: Wenn der Termin so schön im Wahlkampf liegt, könnte man auf den Gedanken kommen, dass solche Geschenke ihren Preis haben. Was werden wohl die Überstunden gekostet haben, mit denen vor vier Jahren just zur Wahl der Bahnhofs-Vorplatz fertig gestellt worden ist?
Wie „teuer“ der Eröffnungstermin für den Space Park sein könnte, liegt auf der Hand. Dass die „Ankermieter“ nicht längst zugeschlagen haben, um sich das Standort-Schnäppchen vor der Nase wegzuschnappen, liegt offenkundig daran, dass es sich nicht um ein Schnäppchen zu handeln scheint. Nicht das Konzept ist aber Schuld, sondern die fehlende Öffnungszeit an den Tagen, an denen die Touris-ten im Strömen kommen sollen: an den Sonntagen. Der Space Park könnte als Pilot-Projekt einer weiteren Lockerung der Ladenöffnungszeiten dienen, meint jüngst der Space Park Sprecher Wolfgang Kiesel. Auch in Leipzig handele es sich beim Hauptbahnhof in Wahrheit um ein „Einkaufszentrum mit Gleisanschluss“.
Aber das Ladenschluss-Gesetz ist Bundessache, und in Bremen hatte ausgerechnet der Metro-Konzern vor dem Oberverwaltungsgericht eine restriktive Interpretation dieses Gesetzes durchgesetzt. Damals ging es „nur“ um sechs Samstage. Dass der Bundeskanzler sich im Wahlkampfjahr wegen der Ladenschlusszeiten mit den Gewerkschaften und den Kirchen anlegt, kann sich der Bremer Einzelhandel nicht vorstellen. Der Antrag auf Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz ist für das Jahr 2002 längst gestellt. Ausnahmen soll es beispielsweise für die Hafa, den Freimarkt und das Wall-Jubiläum geben, das Stichwort „Space Park“ fehlt in der Antragsliste. Die Liste für 2002 sei geschlossen, der Einzelhandelsverband könne keine Termine „nachreichen“, außer diesem Verband könne ohnehin niemand Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz beantragen, erklärte der Sprecher des Arbeitsressorts.
Neues Jahr, neuer Kanzler, neues Glück? Vielleicht spekuliert der Space Park ja auch darauf, dass ein Bundeskanzler Edmund Stoiber völlig neu über den Ladenschluss nachdenkt. Klaus Wolschner
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