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Klage über Zeugen

Milošević kritisiert das Tribunal in Den Haag. Ein Albaner berichtet von den Zerstörungen durch serbische Armee

DEN HAAG dpa/afp ■ Vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal hat der jugoslawische Expräsident Slobodan Milošević gestern Zeugen der Anklage als „falsche Zeugen“ bezeichnet. Sie würden aufgerufen, um stückweise das Mosaik zu vernichten, das die wahre Darstellung des Krieges im Kosovo sei, kritisierte er.

„Hier muss offenbar die Anklage nicht die Richtigkeit ihrer Vorwürfe nachweisen“, beschwerte sich Milošević, der sich selbst verteidigt. „Hier muss ein Unschuldiger nachweisen, dass er unschuldig ist“, rief er dem Vorsitzenden des dreiköpfigen Richterkollegiums, Richard May, zu. Der Richter hatte das Kreuzverhör beendet, weil Milošević nach seiner Ansicht keine weiterführenden Fragen mehr präsentierte.

Zuvor hatte ein albanischer Bauer aus dem Kosovo den ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal belastet. Die serbische Armee habe sein Dorf Landovice im März 1999 angegriffen, die Einwohner misshandelt und die Moschee zerstört, sagte Halil Morina vor dem Tribunal. Soldaten hätten eine gelähmte Frau bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Leichen der zahlreichen Opfer hätten die Soldaten abtransportiert, anschließend hätten sie die Moschee gesprengt. Das Dorf sei fast vollständig zerstört worden. Er selbst sei mit seiner Frau und seinen Kindern in ein Nachbardorf geflohen, berichtete Morina. Dort hätten ihnen freundlich gesonnene Serben bei der Flucht nach Albanien geholfen.

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