: Aushängeschild: Theorie
■ Stabswechsel an der Hochschule für Künste: Jürgen Waller geht, Peter Rautmann fängt heute als neuer Rektor an / Ein Gespräch
Ab heute gibt es einen neuen Rektor an der Hochschule für Künste: Professor Dr. Peter Rautmann (60), bislang Konrektor, übernimmt das Amt von Jürgen Waller (siehe auch Interview vom 27. Februar). Die taz sprach mit ihm über das Profil der Hochschule und die Zukunft der Kunst.
taz: Als Konrektor hatten Sie ja schon seit zwei Jahren Einblick in die Arbeit des Rektorats. Was haben Sie sich denn als Rektor vorgenommen?
Rautmann: Die Außendarstellung der Hochschule. Es ist sehr wichtig, dass wir uns in Bremen international mehr öffnen. In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir da schon einen großen Sprung gemacht. Viele Beziehungen in den asiatischen Bereich, aber auch nach Nord-Europa, sind hinzugekommen, genauso wie auswärtige Studenten. Vor allem nach dem 11. September, ist der Dialog der Kulturen immer wichtiger geworden. Und da haben wir als Kunsthochschule eine ganz entscheidende Stellung innerhalb der Gesellschaft, diese Auseinandersetzung zu betreiben. Und diese Internationalität möchte ich offensiv vorantreiben.
Was möchten Sie in fünf Jahren erreicht haben?
Ich möchte das Profil der Hochschule stärken. Außer Berlin sind wir nämlich die einzige Hochschule in der Bundesrepublik, die die Fachbereiche Musik und Bildende Kunst hat. Sonst sind die ja immer getrennt. Aber wir haben diese beiden Bereiche als Einheit. In Zukunft möchte ich die Querverbindung zwischen diesen Bereichen weiter vorantreiben.
Mit dem Wegzug der Künstler in den Speicher XI wird das aber schwieriger ...
Ja. Die Gefahr besteht mit der größeren räumlichen Trennung. Aber es ist auch eine Chance, weil zum ersten Mal die bildende Kunst zusammenkommt. Das ist schon auch eine Herausforderung für mich. Dieser Umbruchprozess.
Hinzu kommt die Neubesetzung von 17 Hochschullehrerstellen.
Ja. Jetzt geht quasi einen ganze Generation in Pension. Im Designbereich bleibt zum Beispiel nur ein Kollege da. Das Bild der Hochschule hoffe ich doch da stark mitzuprägen. Ein für mich wichtiger Punkt ist das wissenschaftliche Profil der Hochschule. Die Wissenschaft ist ein ganz neues Feld, das hier noch gar nicht ausgeschöpft ist. Es sollen in Zukunft mehr theoretische Auseinandersetzung statt finden.
Was werden denn für neue Leute kommen?
Ich setzte mehr auf ein inhaltliches Profil. Nicht so sehr auf Namen. Häufig sind diese Namen zwar ein gutes Aushängeschild, aber als kleine Hochschule können wir es uns nicht leisten, dass zwei, drei Berühmtheiten in der Welt herumtanzen, statt hier zu unterrichten. Wir müssen dagegen mehr den Zusammenhang fördern. Das heißt, dass bei bestimmten Projekten Leute aus verschiedenen Klassen zusammen arbeiten. Solche Interdisziplinarität möchte ich fördern.
Gibt es noch zusätzliche Stellen?
Nein. Der Rahmen darf nicht größer werden. Der Wissenschaftsplan bis 2010 schreibt den Istzustand fest. Aber das ist schon eine tragfähige Grundlage. Die Universität dagegen muss rund 50 Professorenstellen abspecken. Wir müssen aus der Stellensituation das Beste machen.
Wie zum Beispiel?
Mit Kooperationen. Innerhalb von Bremen heißt das, die zu den anderen Hochschulen stärken. Im Studiengang Digitale Medien gibt es jetzt schon eine gute Zusammenarbeit zwischen Universität, Hochschule Bremen und der Hochschule Bremerhaven.
Wie steht die Hochschule denn im Bundesvergleich da?
Also im Design-Bereich sind wir top. Auch in der Freien Kunst und in der Musik können wir mitreden. Jetzt geht es darum, dafür zu sorgen, dass die Hochschule ein unverwechselbares Profil bekommt.
Einen Arbeitsmarkt in Bremen gibt es für Ihre Studenten aber nicht.
Während des Studiums müssen die Studenten internationale Erfahrungen sammeln. Aber es sollte nicht nur ein Weggehen geben, sondern auch ein Zurückkommen. Es wäre schön, wenn es mehr begleitende Stipendien gäbe. Ich möchte zum Beispiel gerne ein New-York Stipendium schaffen.
Fragen: Dorothee Krumpipe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen