: Tendenz klar
Grünenikone Christian Ströbele steht kurz vor Bundestagskandidatur in Friedrichshain-Kreuzberg
Christian Ströbele, altlinkes Aushängeschild der Berliner Grünen, wird voraussichtlich wieder im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg für die Bundestagswahl kandidieren. Sprecher des Landesvorstands und des dortigen Kreisverbands der Partei gingen gestern von einer Direktkandidatur aus. Ströbele selbst sagt der taz: „Ich habe schon die Tendenz, das zu machen.“
Eine Grünenmitgliederversammlung hatte im Januar überraschend nicht ihn, sondern seinen Bundestagskollegen Werner Schulz auf den sicheren Listenplatz zwei hinter Ministerin Künast gesetzt. Endgültig entscheiden will sich Ströbele Anfang nächster Woche. Bis dahin gehe es darum, mit weiteren Gruppen über Unterstützung zu sprechen. „Es gibt ja in Kreuzberg nicht nur Leute, die sagen, dass ich das machen soll“, sagte Ströbele.
Für Grünenkreisverbandssprecher Dietmar Lingemann lief gestern alles auf eine Kandidatur hinaus. Wenn der Parteilinke Ströbele antritt, sei das ein Signal über Berlin hinaus, „auch für Leute in Bochum, Münster und wer weiß wo“, meinte Lingemann. Landesvorstandssprecherin Regina Michalik sicherte organisatorische und politische Unterstützung zu, konnte aber kein Geld versprechen: „Unser Wahlkampfetat ist sehr gering.“
Ströbele sieht sich nicht als Alibikandidaten, der linke Mitglieder in den Wahlkampf einbindet. Solche Stimmen waren gleich nach seiner Niederlage gegen Schulz laut geworden. Kreuzberger Grüne kündigten dabei an, den Wahlkampf zu boykottieren. „Wenn ich antrete, will ich auch gewinnen“, sagte Ströbele.
1998 hatte er im damaligen Wahlkreis Kreuzberg-Schöneberg fast 30 Prozent der Erststimmen geholt, unterlag aber gegen Eckhardt Barthel (SPD), der auf 38,5 Prozent kam. Der tritt dieses Mal im Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg an. „Ich sehe natürlich die Zahlen“, sagte Ströbele, „aber Verschiebungen von 10.000 Stimmen sind nichts Unmögliches.“ Seine Gegner sind voraussichtlich der Vizechef der Landes-SPD, Andreas Matthae, die parteilose Exbezirksbürgermeisterin Bärbel Grygier, die für Gregor Gysi in den Bundestag nachrückte, und der CDU-Landesparlamentarier Kurt Wansner. STEFAN ALBERTI
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