: Universum beherrschen
■ CDU-Nachwuchs an der Uni schürt die Angst vorm Feminismus
Feminismus, da war doch was, ach ja, Alice Schwarzer! Aller Orten hagelt es Kritik wegen Kürzung bei Frauenprojekten, und keiner nimmt sie in Schutz: Wir können unsere Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram doch nicht im Regen stehen lassen, trauen wir uns mal was, mögen sich die Kids vom CDU-nahen Ring-Christlich-Demokratischer-Studenten (RCDS) gedacht haben, als sie eine Pressemitteilung verschickten: „Schluss mit der Geschlechterdebatte“, fordert dort der Hamburger RCDS-Vorsitzende Guy Seidel: „Wir halten dies für kalten Kaffee.“
Die gesellschaftliche Diskussion um die Gleichstellung von Mann und Frau sei schon lange ausgestanden. „Im Übrigen“, so Seidel weiter, „sollte berücksichtigt werden, dass heute schon wesentlich mehr Frauen als Männer ein Studium in der Bundesrepublik aufgenommen haben.“ Deshalb sei die Einrichtung von neuen Studiengängen wie „Geschlechterverhältnisse“ speziell für Frauen „Verschwendung von öffentlichen Mitteln“.
„In Zukunft sollten solche Mittel sinnvoller verwendet werden“, fordern die RCDS-Vize-Chefs Timo Stehn und Jessica Bäcker und beschreiben die Angst vor einem Matriarchat. „Schon heute“ würden Frauen ihren männlichen Mitstreitern in vielen Berufen vorgezogen: „Das Frauen zu den Herrschern unseres Universiums werden könnten, schwebt nur noch einer Feministin wie Alice Schwarzer vor.“
Was der RCDS nicht erwähnt: Unter den ProfessorInnen beträgt der Frauenanteil nicht mal 12 Prozent, Ähnliches gilt für Frauen in Führungspositionen generell. Um den Weg nach oben – nicht mal zwei Prozent der Männer nehmen Erziehungsurlaub – gibts für Geschlechter noch viel zu debattieren.
Die Sache könnte lustig sein, wenn diesem Senat nicht alles zuzutrauen wäre: so auch die Infragestellung der gerade erst im Aufbau befindlichen „Gender-Studies“ - die übrigens ebenso über die Problemlagen von Männern forschen. Sollten Frauen eines Tages wirklich zu mächtig werden, bekämen die das dann raus. Kaija Kutter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen