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Schule im Namen Allahs

■ Die Bildungsbehörde will an zwei Schulen einen Modellversuch „Islamkunde“ starten. Das Echo ist geteilt. Muss die Landesverfassung geändert werden?

Die Mitgliederzahl der christlichen Kirchen sinkt auch in Bremen beständig. Gleichzeitig stammen immer mehr SchülerInnen aus muslimischen Familien. Die Bremer Bildungsbehörde möchte dieser Entwicklung jetzt mit einem Modellversuch „Islamkunde“ Rechnung tragen. Zwei neuen LehrerInnen sollen das neue Fach in fünften und sechsten Klassen unterrichten – wenn sich denn welche finden. Das Problem: Sie müssen in Bundesrepublik ausgebildet sein, wo es aber bisher kein entsprechendes Hochschulangebot gibt.

Kaum betritt das dritte weltanschauliche Fach neben Philosophie und dem Bremer Spezifikum „Biblische Geschichte“ die bildungspolitische Bühne, regt sich Widerspruch. Religionslehrer und interessierte Eltern haben die „Aktionsgemeinschaft Biblische Geschichte/Religionskunde“ gegründet und warnen davor, dass der Modellversuch der „Beginn einer landesweiten Einführung von Islamkunde“ sein könnte. Der Vorsitzende Manfred Spieß argwöhnt, damit werde ein „alternativer Dreierpack“ Biblische Geschichte/Philosophie/Islamkunde installiert: „Dass die Schulkinder in diesen drei Fächern getrennt unterrichtet werden, wäre kontraproduktiv zu den Zielen Dialog, Verständigung und Integration.“ Spieß wirft auch die Frage auf, ob die zusätzliche Einführung von Islamkunde dem Artikel 32 der Landesverfassung widerspricht, die die „Biblische Geschichte“ als einziges Weltanschauungsfach garantiere. Er fordert stattdessen, alle Kinder gemeinsam in Biblischer Geschichte zu unterrichten, und wünscht sich gar eine Verdoppelung der Stundenzahl für das Fach.

Auch die Bremer Evangelische Kirche (BEK) hält an der Biblischen Geschichte fest. BEK-Präsidentin Brigitte Boehme kritisiert zugleich die geplante Islamkunde: „Damit entsteht ein Ungleichgewicht gegenüber Katholiken und Protestanten“, sagt sie. Stattdessen solle die Beschäftigung mit dem Islam in die Sozialkunde integriert werden. Zudem solle das Fach Biblische Geschichte stärker auf die jüdischen Wurzeln des Christentums eingegangen wird.

Bremens Katholiken wittern indes Morgenluft: Ihr Pressesprecher Wilhelm Tacke spricht sich für eine Verfassungsänderung aus: „Die heilige Kuh Biblischer Geschichtsunterricht auf allgemein christlicher Grundlage sollte endlich geschlachtet werden und Bremen den in den übrigen Ländern der Bundesrepublik von der Kirche verantworteten – wirklichen – Religionsunterricht einführen.“ Der jetzige Unterricht produziere einen „Dialog mit christlichen Analphabeten“, die ihre konfessionellen Wurzeln nicht kennen.

Die Biblische Geschichte würden auch Grüne und PDS am liebs-ten abschaffen, allerdings mit einem anderen Ziel: Der Bürgerschaftsabgeordnete Dieter Mützelburg spricht sich langfristig für einen integrierten Religionskundeuntericht aus. „Das jetzige Fach Biblische Geschichte ist zwar weltlich im Sinne von kirchenunabhängig“, argumentiert er, „aber immer noch auf eine Religion orientiert“. Auch der PDS-Landesvorsitzende Klaus Rainer Rupp wünscht sich eine konsequentere Trennung von Staat und Kirche. Beide aber halten die geplante Islamkunde als Übergangsmodell für sinnvoll.

In der Senatskanzlei denkt man im Moment nicht über eine Änderung der Bremischen Verfassung nach. Helmut Hafner, zuständig für Religionsfragen, sagt: „Wir wollen die notwendige Auseinandersetzung mit dem Islam möglichst pragmatisch angehen. Der Modellversuch ist ein erster Schritt.“ Für Hafner ist die jetzige Situation einfach paradox: „Im Unterricht Biblische Geschichte sitzen zurzeit häufig mehr muslimische als christliche Kinder.“ Thomas Gebel

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