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Grüne setzen auf Wasserstoff als Energie der Zukunft

Zum Wahlkampfauftakt trommeln die Grünen für den Übergang von Öl, Gas, Kohle und Atom zum Wasserstoff: Einsatz bei Wärme, Strom, Verkehr

BERLIN taz ■ Mit einem Glückwunsch nach Belgien eröffnete Bundesumweltminister Jürgen Trittin am Samstag seine Rede auf dem Grünen-Kongress „Energien für morgen: Vom Öl zum solaren Wasserstoff“. Am Freitag hatte das dortige rot-grün-liberale Kabinett den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Diese Meldung kam wie bestellt. Denn rechtzeitig zum Beginn des Wahlkampfs wollten Bündnis 90/Die Grünen ein Zeichen setzen: Atomkraft und fossile Energien sind für sie nicht zukunftsfähig. Die Partei will nach vorne schauen: „Solar erzeugter Wasserstoff kann der neue Primärenergieträger sein, der speicherbar und transportierbar ist und Gas, Kohle und Öl ersetzt“, heißt es in einem Positionspapier.

Die grüne Vision von Energiepolitik: Weg vom Kohlenstoff der endlichen und umweltschädigenden fossilen Brennstoffe, hin zu einem Energiesystem, das auf Basis des schier unbegrenzt vorhandenen Wasserstoffs Energie liefert. Der soll umweltfreundlich, nämlich durch Solar- und Windenergie, erzeugt werden.

So schnell wird der Kohlenstoff aber nicht vom Wasserstoff abgelöst werden, und so schnell sind auch die regenerativen Energien nicht in großem Umfang einsetzbar. Die „Brücke ins Wasserstoffzeitalter“ soll das Gas mit seiner Infrastruktur bilden: Ein Erdgasauto kann auch mit Wasserstoff fahren. Energieeffizienz, „virtuelle Kraftwerke“ von zusammengeschalteten Brennstoffzellen und Wasserstoffautos sollen nach Vorstellungen der energie- und verkehrspolitischen Fraktionsexperten Michaele Hustedt und Albert Schmidt die E-Frage lösen.

Wie dringend diese Frage ist, erörterten Außenminister Joschka Fischer und der Chef der UN-Umweltbehörde Unep, Klaus Töpfer. Was Außen- und Energiepolitik miteinander zu tun hätten? „Leider sehr viel“, meinte Fischer. Bei Konflikten wie in Nahost, am Kaspischen Meer und in Schwarzafrika gehe es „immer auch um Zugang zu Öl und Gas“. Für Töpfer ist „Energie gleich Umwelt und gleich Frieden“. Fast 90 Prozent aller Umweltprobleme seien auf Einsatz und Gewinnung von Energie zurückzuführen. Angesichts der „ökologischen Aggression“ des Nordens gegen den Süden etwa bei der Klimapolitik sei nicht die Frage, was Umweltschutz koste, sondern wer die Kosten für Umweltschäden trage. Der ehemalige Bundesumweltminister Töpfer bleib standhaft beim einzigen Dissens mit den Grünen: Für die Herstellung von Wasserstoff solle man auch die Atomkraft nicht ausschließen.

Die grüne Energiepolitik sollte sich auch in Wählerstimmen umsetzen lassen, hoffte Fraktionschef Rezzo Schlauch. Man sei unverzichtbar, denn auch „die SPD müssen wir bei der Verkehrs- und Energiepolitik in vielen Punkten massiv drücken und schieben“. Die Grünen, so Schlauch an die etwa 500 Kongressbesucher, hätten vier Jahre lang die Weichen in der Energiepolitik gestellt – „am 22. September müssen Sie das jetzt tun“. BERNHARD PÖTTER

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