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„Arafat will erneut Partner werden“

Der Palästinenserchef hat kaum Kontrolle über die Gewalt, meint der Nahost-Experte Joram Meital

taz: Die Fatach-nahe Terrorgruppe Al-Aksa-Brigaden hat für die jüngsten Attentate die Verantwortung übernommen. Zeigt das, dass Arafat die Kontrolle über seine Leute und sein Gebiet verloren hat?

Joram Meital: Ich habe nie geglaubt, dass Arafat die volle Kontrolle selbst in den Gebieten hat, in denen er offziell die Kontrolle hat. Er hat sie noch weniger dort, wo israelische Soldaten stationiert sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei den Palästinensergebieten um eine Autonomie handelt, nicht um einen Staat. Es gab dort einmal den Beginn einer Entwicklung in Richtung Staat. Mit dem Zusammenbruch des Friedensprozesses endete praktisch auch die Kontrolle der palästinensischen Autonomieverwaltung.

Und was gibt es dort jetzt?

Was wir heute haben, sind eine Reihe von wichtigen Gruppen wie die Hamas, der Dschihad, die Tansim und sicher auch die Fatach, die im Grunde keiner direkten Kontrolle Arafats unterstehen. Sie hören sich an, was die Führung zu sagen hat, entscheiden dann aber relativ autonom. So kommt es, dass einerseits die Fatach die Verantwortung für ein Attentat übernimmt, das gleichzeitig von der palästinensischen Führung verurteilt wird. Wir stehen vor dem Gipfel der Un-Ordnung, die in den vergangenen Monaten die Arbeit der Autonomiebehörde charakterisiert. Für Arafat kann die Gewalt von Interesse sein, wenn sie letztendlich zu internationaler Einmischung, vielleicht sogar zum Einsatz internationaler Truppen führt und damit dem Alleingang der Palästinenser gegenüber Israel ein Ende macht.

Sieht das die Mehrzahl der Palästinenser genauso?

Die Palästinenser sind sich in dieser Frage uneinig. Die einen hoffen auf ein internationales Zutun, die anderen sind der Überzeugung, dass der Prozess mit Israel entscheidend ist. Ähnlich ist es hinsichtlich der saudi-arabischen Initiative. Volle Anerkennung Israels durch die arabischen Staaten gegen Abzug Israels aus den besetzten Gebieten. Das wird von den einen begrüßt; die anderen sagen: Halt mal, wir haben immer gesagt, dass Normalisierung jetzt nicht ansteht, und plötzlich kommen die Saudis und machen Versprechungen.

Selbst wenn Arafat nicht die volle Kontrolle hat, wiegt sein Wort doch schwer. Können Sie es nachvollziehen, wenn er jetzt offensichtlich wieder auf den Terror setzt?

Ich glaube nicht, dass er auf den Terror setzt. Aber er unternimmt nichts, um die Gewalt der palästinensischen Straße zu unterbinden. Sein Argument ist, dass die Palästinenser keine Alternative haben. Wenn Israel mit Gewalt vorgeht, müssten die Palästinenser reagieren. Mich überzeugt dieses Argument nicht. Im Übrigen sehen die Palästinenser das, was vielerorts als Terror definiert wird, anders. Terror ist Gewalt gegen Zivilisten, sagen sie. Wenn die Israelis Soldaten und Panzer in die Flüchtlingslager schicken, sollen sie nicht überrascht sein, wenn wir zu ihnen kommen. Beide Seiten haben im Moment keine große Handlungsfreiheit. Wir befinden uns in einem Teufelskreis, in dem die Gewalt immer schlimmer wird.

Israel debattiert heute mehr denn je darüber, wie man Arafat loswerden könnte. Gibt es Möglichkeiten, ihn zu umgehen?

Ich sehe keine. Er ist sicher nicht bereit, sich freiwillig zu verabschieden. Im Gegenteil: Arafat wartet darauf, dass man zu ihm zurückkommt. Er möchte gern erneut zum Partner im Friedensprozess werden. Das Gerede in Israel über eine Abschiebung oder Exekution Arafats ist alles andere als produktiv. Jede Veränderung muss von innen, von den Palästinensern selbst, kommen.

INTERVIEW: SUSANNE KNAUL

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