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Schlechtes Zeugnis für TV-Primus

RTL Group bleibt Marktführer – und fährt für 2001 rund 2,5 Milliarden Euro Verlust ein. Erholung dürfte länger dauern

Für die RTL Group, Europas größtes Fernsehhaus mit 23 TV-Sendern in acht Ländern war 2001 ein teures Jahr. Gleich viermal hatte das auch im Radio- und Produktionsgeschäft führende Unternehmen seine Gewinnprognosen herunterschrauben müssen. Jetzt liegt das Ergebnis auf dem Tisch: 2,5 Milliarden Euro Verlust.

Den größten Batzen davon machen bereits die im Herbst 2001 angekündigten konzerninternen Wertberichtigungen aus. Doch auch der eingebrochene Werbemarkt hat den TV-Multi härter getroffen, als zunächst absehbar war. Ohne Wertberichtigungen lag das Jahresergebnis 2001 mit 276 Millionen Euro um die Hälfte unter dem des mit 555 Milliarden Euro rekordverdächtigen Vorjahres. „Selbst wenn man die einmaligen Firmenwertabschreibungen außen vor lässt, ist dies ein schwaches Resultat für RTL“, sagten Analysten von Credit Suisse First Boston der Agentur Reuters.

Hoffnung auf baldige Besserung gibt es nicht: „Wir erwarten keine Erholung vor der zweiten Jahreshälfte“, sagte RTL-Group-Chef Didier Bellens gestern bei der Bilanz-Präsentation. Trotz trüber Aussichten werde sich die „Investitionen in Qualitätsprogramme und Formatentwicklung“ auszahlen, „wenn sich der Markt wieder stabilisiert“. Umstrukturierungen im zu 89 Prozent der Bertelsmann AG gehörenden TV-Konzern und das Zusammenwachsen zur paneuropäischen Senderfamilie sollen bald ihren Teil dazu beitragen.

Den Zuschauern steht so noch mehr geschmackskompatibles Einheitsfernsehen ins Haus. Programmwagnisse wie „Wambo“ oder „Der Tanz mit dem Teufel“, die sich der deutsche RTL-Hauptkonkurrent Sat.1 bisher leistete, hatten beim Marktführer aus Köln ohnehin keine Chance. Die unumstritten beste Sparstrategie hatte Bruno Chauvat, Geschäftsführer der britischen RTL-Tochter, bereits während der Werbekrise im vergangenen Sommer entwickelt: „Einfach viel mehr Wiederholungen“.

STEFFEN GRIMBERG

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