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Die Basis hat die Wahl: Stölzl im Dutzend

Bevor die CDU am 25. Mai wählt, tourt der designierte Chef bei den zwölf Kreisverbänden durch die Basis. Die soll mitreden, eine Auswahl hat sie nicht

Christoph Stölzl hatte es so nett beschrieben: Die Union sollte ihre Personaldiskussion mit dem Bundestagswahlkampf synchronisieren, überlegte der Exkultursenator laut, als er noch nicht designierter CDU-Landeschef war. Auf die SPD mit Schröder und Lafontaine verwies er, die habe es doch mit einem medienwirksamen Duell vorgemacht. Regionalkonferenzen waren im Gespräch, wie einst Merkel und Rühe auf Bundesebene sollten die Kandidaten durch die CDU-Basis ziehen.

Überhaupt sollte die unbedingt viel mitreden, versicherten Parteiobere. Ein paar Tage später hatte eine kleine Abgeordnetengruppe Stölzl in die Spur gebracht, der vermeintliche Gegner Frank Steffel blieb im Busch, vorbei war die Personaldiskussion. Ab Montag zieht Stölzl allein durch die 12 Kreisverbände, um sich für den Parteitag zu empfehlen. Den setzte der Vorstand nun für den 25. Mai an.

Auch von Regionalkonferenzen für die Diepgen-Nachfolge ist nichts mehr zu hören, schlichte Mitgliedervollversammlungen sind jetzt angesagt. Parteisprecher Matthias Wambach hält die Stölzl-Basistour auch ohne Gegenkandidat für sinnvoll: „Wir wollten über Personen und Inhalte reden. Das werden wir auch tun.“

Vorstandsmitglieder hatten gefordert, dass sich Parteifreunde mit Chefambitionen bis Anfang März melden sollten. Rein rechtlich kann noch bis zum Parteitag ein Kandidat aufstehen. In Sachsen lief etwa CDU-Landeschef Georg Milbradt seit Wochen mit dem Etikett des designierten Ministerpräsidenten herum, als vor einigen Tagen wie Kai aus der Kiste parteiintern ein Gegenkandidat auftauchte.

In der Berliner CDU aber sieht nichts danach aus. Wer immer vorher gehandelt wurde, ob Interimschef Joachim Zeller oder Bundstagsspitzenkandidat Günter Nooke, alle sind längst auf Stölzl-Kurs gegangen oder abgetaucht wie Fraktionschef Steffel. Und jene Gruppe um die Abgeordneten Monika Grütters und Peter Kurth, die lange den Exsenator Volker Hassemer installieren wollten, schwenkte gerne zu Stölzl über – Motto: Hauptsache nicht Steffel.

Am 25. Mai will die Union nicht nur den Chef und einzelne Vorständler, sondern einen kompletten 20-köpfigen Vorstand neu wählen. In den letzten Monaten waren mehrere Mitglieder zurückgetreten, zuletzt der Tempelhofer Stadtrat und CDU-Kreischef Dieter Hapel. Nur kommissarischer Generalsekretär ist Multifunktionär Wambach, nebenbei Parteisprecher, Landesgeschäftsführer und Abgeordneter der CDU. Zukünftig soll er noch den Bundestagswahlkampf leiten. STEFAN ALBERTI

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