: Opfer und Täter
Das Bundeskriminalamt (BKA) registrierte im Jahr 2000 15.200 Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung – ein leichter Rückgang um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die größten Opfergruppen stellen Mädchen zwischen vierzehn und achtzehn Jahren und Frauen ab 21.
Weiterhin wurden 42.000 Kinder Opfer von Körperverletzungen, knapp die Hälfte von ihnen wurde sexuell missbraucht. Fast jede zweite dieser Straftaten passierte im Verwandten- oder näheren Bekanntenkreis. Das BKA weist darauf hin, dass zu diesen Zahlen stets noch Dunkelziffern hinzugerechnet werden müssen.
Speziell zum Thema sexualisierte Gewalt hat die Zentrale Geschäftsstelle für Gewaltprävention (Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Taubenheimer Straße 85, 70372 Stuttgart, Fon [07 11] 54 01 20 62, Internet: www.polizei.propk.de) Anfang 2000 eine Aufklärungsbroschüre herausgegeben. Die Aktionen und Maßnahmen selbst werden von den Ländern beziehungsweise von den Polizeistationen vor Ort in Zusammenarbeit mit den Jugendämtern und Jugendschutzverbänden organisiert.
Das baKum-Institut für Selbstverteidigung (Postfach 31 02 23, 10632 Berlin, Fon [0 30] 86 42 02 11, www.bakum-sv.de) ist dagegen eine rein private Institution, die Udo Kumpe Mitte der Neunzigerjahre gegründet hat. Schon seit 1984 bot er Selbstverteidigungskurse für Frauen an.
Nach und nach weitete der Trainer sein Programm auf Jugendliche, Opfer von Gewaltstraftaten, speziell durch Gewalt gefährdete Berufsgruppen wie Sozialarbeiter, Strafvollzugsbeamten, Psychologen und Krankenhauspersonal aus. Seit neuestem bietet er in seinem Institut auch Kurse für männliche Gewaltopfer und für Kinder ab fünf Jahren an.
baKum (eine Abkürzung für „bei aller Kampfkunst und Mitleid“) ist Kumpes Motto: „Menschen stark machen durch Selbstverteidigung als körperorientierte Methode“. Das theoretische Wissen hat er sich in seinem Pädagogik-, Philosophie- und Theologiestudium angeeignet. Praktische Erfahrungen sammelte er als langjähriger Familienhelfer und Mitarbeiter beim Pädagogischen Institut für Erziehungswissenschaften.
Der 38-jährige Coach hat bereits im Alter von sieben Jahren mit asiatischen Kampfsportarten angefangen und ist seit neun Jahren selbst Ju-Jutso-Trainer (Ju-Jutso = „sanfte Technik“). Kampfgeist, meint Kumpe, heißt nicht, sofort loszuschlagen, sondern durch ein selbstsicheres Auftreten Gewalt zu deeskalieren. „Um es mit Hemingway zu sagen: Wenn die Wölfe merken, dass wir bereit sind sie zu töten, greifen sie erst gar nicht an.“
SANDRA SACHS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen