: hintergrund
NPD, SSS und die „befreiten Zonen“
Unter den 48.000 Einwohnern Pirnas stellen Ausländer einen Anteil von 1,2 Prozent. Im Landkreis zählten Sicherheitsbehörden und die „Aktion Zivilcourage“ im vergangenen Jahr 105 rechte Straftaten, darunter elf Gewaltdelikte. In der Region wollten die 1997 gegründeten Skinheads Sächsische Schweiz (SSS) „befreite Zonen schaffen“, getreu einem Strategiepapier aus Kreisen der NPD-Hochschulorganisation: „Freiräume schaffen, in denen WIR faktisch die Macht ausüben, in denen WIR sanktionsfähig sind.“
Mit Angriffen auf Ausländer, Linke und alternative Jugendliche verbreiteten die über 100 Mitglieder bis zum Verbot der SSS am 5. April 2001 gezielten Terror in der Region. Bei Wehrmärschen und Schießübungen wurden die von Opfern als „blitzartige Kommando-Aktionen“ beschriebenen Straftaten trainiert. Im Juni 2000 fanden Polizeibeamte bei Durchsuchungen ein ganzes Waffenarsenal, darunter mehr als zwei Kilo TNT, Teile von Granaten, scharfe Zündvorrichtungen, Munition und Pistolen. Im Oktober 2001 erhob die Staatsanwaltschaft Dresden gegen 13 mutmaßliche Mitglieder der SSS Anklage wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ nach Paragraph 129 und anderer Delike. Voraussichtlich im Frühjahr diesen Jahres wird mit dem Prozessbeginn gerechnet. Gute Verbindungen herrschten zwischen der SSS und der NPD, für deren Veranstaltungen SSS-Aktivisten als Saalschutz fungierten. Initiativen wie die „Aktion Zivilcourage“ und das „Netzwerk Sachsen“ gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“ bemühen sich durch Aufklärungsarbeit und alternative Jugendangebote um eine Veränderung des gesellschaftlichen Klimas. Sie sehen erste Erfolge, warnen aber: Die Rechten machen unter anderen Namen weiter.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen