: Modell Baden-Württemberg
Also doch: Hamburg plant Gebühren für Langzeitstudierende ab Winter 2003. Jeder vierte Student möglicherweise betroffen ■ Von Kaija Kutter
Mancher dachte, die Sache würde nicht so heiß gegessen wie gekocht, doch Hamburg wird nun doch zielstrebig Gebühren für Langzeitstudierende einführen. „Wir wollen dies in dieser Legislatur umsetzen. Ziel ist Wintersemes-ter 2003“, sagte Wissenschaftssenator Jörg Dräger im Gespräch mit der taz. Dafür solle entweder das Hochschulgesetz geändert oder eine Gebührenordnung erlassen werden.
1000 Mark Gebühren für so genannte Langzeitstudierende, die vier Semester über der Regelzeit studieren, waren im Koalitionsvertrag angekündigt, jedoch mit einer Einschränkung versehen: „Zur Durchführung dieser Maßnahme müssen die Voraussetzungen an den Hochschulen geschaffen werden, dass ein Abschluss in der Regelstudienzeit auch möglich ist“, heißt es in dem im Oktober geschlossenen Vertrag zwischen CDU, FDP und Schill-Partei.
Doch diese Klausel steht der Umsetzung der Pläne nach Drägers Deutung nicht im Weg: „Das Studium ist in der Regelstudienzeit studierbar“, sagt der Senator. Dies schaffe zwar nur eine Minderheit, die je nach Fach zwischen 10 und 40 Prozent variiere. Dräger: „In der Regelstudienzeit plus vier Semes-ter schafft es die überwiegende Masse der Studenten.“ Es gebe, so Dräger, „ein Spektrum von Gründen“ dafür, das manche länger brauchen. Neben der Notwendigkeit zu arbeiten und Problemem der Studienorganisation sei es aber auch „eine Frage der Einstellung: Wie stark strenge ich mich an?“
Bis vor kurzem gingen Insider noch davon aus, dass Hamburg sich für ein Alternativmodell entscheidet. So wollen Nachbarländer wie Schleswig-Holstein „Studienkonten“ einführen, die zwar die Summe der Lehrveranstaltungen begrenzen, dem Studierenden aber frei überlassen, in welcher Zeit er sie belegt. Auf diese Weise würden Studierende, die nebenher arbeiten oder Kinder erziehen, nicht gegängelt. Auch Dräger hatte sich anfangs für dieses Modell interessiert. „In Diskussionen mit Ländern, die dies erwägen, hat sich gezeigt, dass der Verwaltungsaufwand dafür viel zu groß ist“, sagte der Senator nun.
Nach der neuesten Sozialerhebung des Studentenwerks ist derzeit jeder vierte Student mehr als 15 Semester eingeschrieben. Rechnet man die Fachwechsler heraus, blieben immer noch 17,1 Prozent der 60.000 Hamburger Studierenden, die heute zahlen müssten. In den Details wie Höhe der Gebühren und Härtefallklausel will sich Dräger an Baden-Württemberg orientieren, das seit 1997 Langzeitgebühren nimmt. Dort wird die Studiendauer ab Erstimmatrikulation gezählt. Übernimmt Hamburg dies auch, muss sogar jeder vierte zahlen.
Das vollständige Interview erscheint am 2. April im UniSpecial.
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