vorlauf kinderhort: Winkelmaiers suchen nachden schönsten Spielsachen
Kinder haben keinen Geschmack. Jedenfalls, was Kino angeht. Mit einem Fass Popcorn auf dem Schoß scheinen plötzlich alle guten Geister von ihnen zu weichen: Stattdessen finden sie plötzlich selbst Unsägliches wie „Schwer verliebt“ lustig und verdrücken bei schmierigen Schmonzetten wie „Plötzlich Prinzessin“ mehr als ein Tränchen. Während man sich als halbwegs verbildeter, mittelalter Mitteleuropäer weit weg wünscht, kann man sich leicht ausrechnen, wie viele Euro einen jeder Gag einzeln gekostet hat: Durch mehr als drei muss man selten dividieren. Einen Sitzplatz weiter dagegen werden die Augen immer größer und geht der Mund vor begeistertem Erstaunen gar nicht mehr zu. Hauptsache, so scheint’s: Es flimmert. Auch der „Kinderfilm des Monats“ flimmert. Allerdings meist in einer anderen Frequenz als in Hollywood. Und nun schon seit 16 Jahren. Das soll gefeiert werden am Sonntag, ab 10 Uhr, im Filmpalast (Kurfürstendamm 225) mit Rahmenprogramm, dem Kurzfilm „Music for One Apartment and Six Drummers“ und als Höhepunkt „Der Mistkerl“. Andrea Katzenbergers Debütfilm um die neunjährige Pauline war eine Überraschung des Kinderfilmfestes der Berlinale im vergangenen Jahr und kann exemplarisch stehen für die Filme, die das Kinderkinobüro des JugendKulturService allmonatlich durch die Berliner Kinos schickt: Filme, die Kinder unterhalten und zugleich ernst nehmen. Die kommen aus aller Welt, aber immer wieder vor allem aus Skandinavien, denn im Kinderfilm bestimmt oft genug noch das Angebot die Nachfrage. Dass es aber auch Bedarf gibt jenseits von Hollywood, das zeigt der Erfolg des Kinderfilms des Monats. Und wenn der weiter Geschmack bildet und die Nachfrage nur groß genug wird, passt sich vielleicht auch mal das Angebot dem gestiegenen Niveau an.
Anregungen: vorlauf@taz.deMontag kommt der Lautsprecher
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