: Kämpfen statt reden
Kongos Rebellen rücken vor. Regierung beendet Dialog
BERLIN taz ■ Der Fortgang der Friedensverhandlungen für die Demokratische Republik Kongo scheint wieder fraglich. Grund ist der Rückzug der Regierung in Kigali aus den Gesprächen nach dem Ausbruch der schwersten Kämpfe seit Monaten zwischen der von Ruanda unterstützten Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) und der Regierungsarmee des Kongo. Der „innerkongolesische Dialog“ im südafrikanischen Sun City bewegt sich nun nach Meinung einer kongolesischen Zeitung „von der Sonne in den Regen“.
Die von Kongos Außenminister She Okitundu geleitete Regierungsdelegation hatte am Donnerstag nachmittag die Gespräche beendet. Als Grund nannte Okitundu am Freitag Angriffe der Armee Ruandas und der RCD auf Regierungstellungen im Ort Moliro im Südosten des Kongo am Tanganyika-See. Man werde erst weiterverhandeln, wenn Ruanda und die RCD „bedingungslos ihre Ausgangspositionen wieder einnehmen“.
Das werden sie aber nicht tun. Die RCD teilte am Wochenende mit, sie habe Moliro am Samstag früh erobert. In einer Erklärung hieß es, der „strategische Ort“ liege sowieso auf der Rebellenseite der UN-überwachten Waffenstillstandslinie, und die RCD habe in „legitimer Selbstverteidigung“ gehandelt.
Ruandische Einheiten waren an der Offensive nicht beteiligt, so die RCD. Dies hatte Frankreichs UN-Botschafter David Levitte am Freitag im UN-Sicherheitsrat behauptet. Levitte sprach von sieben ruandischen Bataillonen mit 10.000 Mann, die im Kongo in die Offensive gegangen seien, und äußerte Verwunderung darüber, dass die UN-Beobachtermission im Land das nicht wisse. Woher er es weiß, sagte der Franzose nicht.
Die Befürchtung, der Friedensprozess im Kongo könne nun vollends zusammenbrechen, ist real. Eine neue Krise im Kongo war bereits zuvor für den Fall eines Wahlsieges von Präsident Robert Mugabe in Simbabwe erwartet worden – Mugabe ist der wichtigste Verbündete von Kongos Regierung. Ruanda und die RCD, so ein Szenario, planten für diesen Fall eine Offensive im Südosten des Kongo mit Unterstützung aus Angola. In Sun City warnte RCD-Generalsekretär Azarias Ruberwa, man sei in der Lage, bis nach Lubumbashi vorzurücken, Hauptstadt von Kongos Südprovinz Katanga.
DOMINIC JOHNSON
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