: Die „wahre Alternative“ zur Atomkraft ?
Den Verkauf von Anteilsscheinen an der „Energiequelle der Zukunft“ verspricht eine Vertriebsfirma. Klar ist dabei aber bislang nur: Reich belohnt werden die Vertriebe – und natürlich die Organisatorin Service & Vertrieb aus Leipzig
Warum erlahmen die Planeten nicht auf ihrer elliptischen Umlaufbahn um die Sonne? Mit seinem selbst entwickelten Energiewandler hat Felix Würth die Lösung gefunden. Der Energiewandler ist noch weit mehr als nur ein Perpetuum mobile: Es sollen 700 Prozent mehr Energie erzeugt werden, als zum Antrieb der Wundermaschine benötigt wird. Warum Felix Würth sein „Gravitationskraftwerk“ nicht einfach an die Steckdose anschließt und sich zurücklehnt, wird damit begründet, dass noch mehrere Millionen Entwicklungsgelder benötigt werden.
Nun soll hier nicht beurteilt werden, ob der langjährige Transportunternehmer Felix Würth, Vorstand des gleichnamigen Unternehmens, tatsächlich die Physik revolutioniert hat und seine „Gravitationskraftwerke“ jemals real existieren können. Real existierend ist jedenfalls derzeit die massive Geldeinwerbung für die Genussscheine, insbesondere in den neuen Bundesländern und Berlin. Auf zahlreichen Vorträgen und in weitergeleiteten E-Mails wird „die Lizenz zum Gelddrucken“ beworben. Network Marketing nennen das die Damen und Herren, die bis zu 66 Prozent der eingeworbenen Gelder für sich behalten. Durch Network Marketing, so die Botschaft der Beteiligten, könnten sogar volkswirtschaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit gelöst werden. Ein Slogan des Network Marketings lautet: „Jeder sagt es jedem und jeder hilft jedem.“ Ein Beispiel dafür sei der Vertrieb von Genussscheinen an der Felix Würth AG.
Bislang wurden etwa 3.000 Genussscheine an der Felix Würth AG eingeworben, gesteuert durch die Leipziger Firma Service & Vertrieb. Da die Vertriebler – als „Empfehlungsgeber“ kaschiert – daran mitverdienen, wenn die von ihnen vermittelten Anleger weitere Anleger werben, rechnen die Initiatoren mit einem schnellen Verkauf der weiteren Anteile. Es soll ein Gesamtkapital von 10 Millionen Euro eingeworben werden. Den Weitervermittlern wird in E-Mails, auf Vorträgen und auf der Webseite der Service & Vertrieb zu verstehen gegeben, sie könnten durch ihre Empfehlungen über 15.000 Euro verdienen.
Die einzelnen Genussscheine der Felix Würth AG werden zu 150 Euro angeboten. 100 Euro fließen direkt in die Taschen des Vertriebs, nur 50 Euro sollen der Felix Würth AG tatsächlich zukommen. Die 100 Euro Vertriebskosten verteilen sich wiederum auf die Leipziger Firma (46,5 Euro) sowie die Vertriebspartner (53,5 Euro). Zusätzlich wird noch ein Agio von 6 Prozent auf den Genussschein erhoben. Die Einzahlung der Gelder soll auf das Konto der ProDomus Consulting GmbH fließen.
Gerhard Steinbach ist einer der Vortragsredner und Vorstand eines amerikanischen Geschäftspartners der Service & Vertrieb in Leipzig. Er sieht den Verkauf von 3.000 Genussscheinen in den ersten zwei Monaten als großen Erfolg. Bis zu 10 Millionen Euro wolle man einwerben, um damit dann die physikalische Revolution des Felix Würth AG Realität werden zu lassen.
PHILIPP SPITZ
Vertriebsgesellschaft (derzeit): www.upb1.de.vu. Und: www.wuerth-ag.com; www.network-press.deDer Autor ist Geschäftsführer von Murphy&Spitz Umwelt Consult, Bonn.
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