: Auf Kuschelkurs mit Nazi-Banden
Das passt so richtig ins rechte Weltbild: Die gefährlichen Sachen machen die harten Jungs unter sich ab. Das deutsche Mädel hat seinen Platz in der Küche. Dort will die Angeklagte dann auch gewesen sein, als Falk von L. vor Kumpels mit seiner selbst gebauten Bombe geprahlt hat. Wahrscheinlich Bier holen fürs spätere Alkolholpegel-Alibi. Dabei war es in der Nazi-Kameradschaft Bremen-Nord wochenlang ein offenes Geheimnis, dass der um Anerkennung ringende Falk von L. mit Sprengstoff rumhantierte. Wohlgemerkt, in einer Kameradschaft, die damals gerade mal 15 Mitglieder hatte, und in der Janine B. mit Sicherheit eher etwas zu sagen hatte, als der Newcomer Falk von L. Kaum zu glauben, dass sie als Einzige nicht Bescheid wusste.
Erstaunlich, dass die Justiz ausgerechnet in diesem Fall die Mühe scheute, Licht in die Sache zu bringen. Erstaunlich auch, dass eine solche Steinewerferin ohne eine Geste der Reue an ihre schockierten Opfer einer echten Bestrafung entgeht. Und erstaunlich, dass die Staatsanwaltschaft nicht durch ihren erfahrenen Mann für politisch motivierte Straftaten vertreten wurde.
Herrschte da schon österliche Versöhnungsstimmung im Gerichtssaal? Die wäre sicher fehl am Platze. Denn, falls es noch eines Belegs bedurft hätte: Der Prozess hat gezeigt, dass die militanten Neonazis von gestern die NPD-Kader von heute sind. Da macht das beschauliche Bremen keine Ausnahme. Jan Kahlcke
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