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Spannung in Goma

Tote bei Anschlag auf Gottesdienst. Schüler demonstrieren in der ostkongolesischen Rebellenhauptstadt

BERLIN taz ■ Im Rebellengebiet der östlichen Demokratischen Republik Kongo wachsen die Spannungen. Unbekannte verübten am Sonntag in Goma, Hauptstadt der von Ruanda unterstützten größten Rebellengruppe RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie), einen Handgranatenanschlag auf eine Kirchengemeinde, der zwei Tote und sechzehn Verletzte forderte. Einer der Toten war ein Priester; das zweite Todesopfer war ein neunjähriges Mädchen, das in der Panik nach dem Anschlag zu Tode getrampelt wurde. Zwei der Verletzten waren Priester aus Belgien.

Der Anschlag passierte während eines katholischen Gottesdienstes, der von Gomas katholischem Erzbischof Ngabu geleitet wurde. Die Messe fand unter freiem Himmel statt, weil Gomas Kathedrale beim Ausbruch des nahen Vulkans Nyiragongo im Januar zerstört worden ist. Es ist nicht klar, ob der Erzbischof, der als Freund der RCD gilt, Ziel des Anschlags war.

In Goma, wo der Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Vulkanausbruchs nur sehr schleppend vorangeht, mehren sich bereits seit einiger Zeit Auseinandersetzungen zwischen der RCD und der lokalen Bevölkerung. Letzte Woche wurden ein Taxi- und ein Motorradfahrer erschossen. Am Samstag demonstrierten Grundschüler unter Anleitung ihrer Lehrer und warfen die Fenster der Amani-Oberschule ein – eine der wenigen Institutionen Gomas, die seit dem Vulkanausbruch noch funktionieren. RCD-Soldaten trieben die Menge mit Warnschüssen auseinander. Die meisten Leute in Goma sind nicht mehr in der Lage, Schulgeld für ihre Kinder zu zahlen. Davon sind aber die Lehrer abhängig, da der Staat in Form der RCD im Bildungsbereich nicht präsent ist.

In anderen Teilen Ostkongos haben zugleich die Kämpfe zwischen RCD und lokalen Milizen stark zugenommen, und diese so genannten Mayi-Mayi-Milizen suchen jetzt neue Verbündete. Ein aus der Region um Goma stammender Finanzier dieser Milizen, Mobutus ehemaliger Zentralbankchef Pay-Pay, rief kürzlich auf dem Kongo-Friedensdialog überraschend zur Versöhnung mit der von seinen Milizen bisher bekämpften ruandischsprachigen Minderheit im Osten des Kongo auf. D.J.

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