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Kein Auftritt

■ Das Konzert der Kieler Rechts-Rocker „V-Punk“ findet nicht statt

„Nazis Raus“-Shirts oder farbige Schnürsenkel sind für die Konzerte von Viva-Punk das falsche Outfit. Denn die Kieler Band, besser bekannt als V-Punk, hat sich in den letzten Jahren zu einer Rechts-Rock-Formation entwickelt. Eigentlich sollte die Band um Sänger Zeljko Topic am kommenden Dienstag im Vorprogramm der englischen Punkband 999 im Logo auftreten. Das Konzert fällt aus, weil das Booking des Clubs V-Punk nicht spielen lassen wollte: „Die sind zu schmuddelig und zu anrüchig“, erklärt ein Mitarbeiter. „Nachdem wir den Gerüchten über V-Punk nachgegangen waren, stand fest: Das wollen wir nicht auf der Bühne haben.“ Eigentlich sollten ohnehin nur 999 auftreten, aber deren Agentur hatte die Vorgruppe gleich mitgebucht.

Die Gerüchte, dass die 1996 von dem Ex-Frankfurter Topic gegründete Band Verbindungen zur Rechts-Rock-Szene hat, verdichteten sich im vergangenen Jahr. Für den 7. April 2001 hatte Topic einen Auftritt zusammen mit der Nazi-Band Kraftschlag in der von ihm betrieben Kieler Diskothek „Flash“/„Bam“ – der Name ändert sich ständig – organisiert. Kraftschlag-Sänger Jens Uwe Arpe kam gerade aus einer zweijährigen Haft, unter anderem wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Da die Lieder von Kraftschlag überwiegend inkriminiert sind, verbot das Ordnungsamt das Konzert. Auch das versuchte Ersatzkonzert im V-Punk-Proberaum unterband die Polizei.

„Wir haben nie mit einer Fascho-Band gespielt“, beteuern V-Punk auf ihrer Website, „wir sind und waren keine rechte Band.“ Nicht nur die Spitzfindigkeit, den gescheiterten Auftritt so zu interpretieren, auch der Hinweis, dass ihr Drummer „mal bei Kraftschlag aushalf“, schwächt das Dementi. Ebenso, dass sie einräumten, dass der Kraftschlag-Gitarrist wiederum bei ihrer aktuellen CD Bang-Bang mitwirkte. Dieses Verhalten passt wenig zu dem wiederholten Bekenntnis: „Wir distanzieren uns voll und ganz von der rechten Szene“. Aber auch die Texte auf Bang-Bang sprechen eine deutliche, anders lautende Sprache: „Bang Bang Bang / Kämpf für Deutschland“, singt Bandleader Topic und „Zerschlagen wir die rote Macht / sie hat uns lang genug bewacht.“ Auch der Text von „Dresden“ ist revisionistisch: „Überall Höllenfeuer / euch brannte es nicht (...) / so grausam schlachtete man / deutsche Kinder nicht.“

Die geplante Tour mit seiner musikalischen Nebenbeschäftigung könnte übrigens auch wegen der Geschäftstüchtigkeit von Topic scheitern, der neben der Disko auch noch das „Eros-Center“ in Kiel betreibt: Letzte Woche überwältigten ihn SEK-Beamte, als er bei einer Razzia im Kieler Rotlicht-Milieu – wegen Menschenhandel und Zwangsprostitution – flüchten wollte. Schon im vergangenen Jahr hatte die Polizei bei ihm ein „größeres Waffenarsenal“ beschlagnahmt. Andreas Speit

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