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Falsch entwarnt

■ Ärzte warnen den Senat vor Kürzungen im präventiven Aids-Bereich

„Nur weil weniger über Aids geredet wird, heißt das nicht, dass man auch weniger dagegen tun muss.“ Der das sagt, weiß, wovon er redet. Holger Gellermann hat seine Arztpraxis am Dammtor voll mit Menschen, die unter den Folgen der Aids-Infektion leiden. „Es gibt kein Abnehmen von HIV-Erkrankungen“ weiß er und kann deswegen erst recht nicht verstehen, warum der Rechtssenat bei der Aids-Prävention kräftig kürzen will. Gellermann und seine KollegInnen, die sich schwerpunktmäßig um die Behandlung von Aids-Kranken in Hamburg kümmern, haben sich deshalb in einer gemeinsamen Forderung an den Senat gewandt, die geplanten Kürzungen von 70.000 Euro zurückzunehmen.

Die MedizinerInnen mit HIV-Schwerpunktpraxen haben festgestellt, dass gerade die Erkrankungen junger Menschen zunähmen – für sie deutliches Signal dafür, dass das Bewusstsein über die Gefahr von Aids schwindet. Viele ältere Schwule, die mit Aids verantwortlich umgingen, sind mittlerweile tot, sagt Allgemeinmediziner Lutwin Weitner – Jüngere nehmen das Thema offenbar nicht mehr so ernst, für Jan van Lunzen von der HIV-Ambulanz des Universitätsklinikums Eppendorf UKE gibt es daher „keinen Anlass, bei Aids Entwarnungssignale in die Gesellschaft zu senden“. Genau dies geschehe jedoch, wenn bei der Aids-Hilfe gestrichen werde.

Dass man nun gemeinsam mit der GAL vor die Presse trete, bedeute nicht, dass sich die Ärzte vor einen politischen Karren spannen wollten, betonen sie. „Wir gehen natürlich zu denen, die uns Gehör schenken – und das ist momentan nicht der neue Senat“, stellt van Lunzen klar. Der Rechtssenat habe „wenig Interesse gezeigt, mit uns ins Gespräch zu kommen“.

Vor allem von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vermisse man, so van Lunzen, ein „Signal für eine verantwortliche Politik im Aids- und Gesundheitsbereich“. Schließlich sei Hamburg eine Stadt mit geschätzten 7000-10.000 HIV-infizierten Menschen. Um die Zahlen nicht noch weiter steigen zu lassen, müsse eher mehr als weniger Geld in den Bereich wandern. Eine Investition, die sich mittelfristig auszahle, koste ein Therapieplatz doch bis zu 15.000 Euro im Jahr. Peter Ahrens

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