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Dschenin kapituliert

Die letzten Palästinenser im umkämpften Flüchtlingslager legen Waffen nieder. Israel walzt Häuser platt und lehnt internationale Truppen ab

BERLIN ap/dpa/rtr ■ Nach einwöchigen Kämpfen mit israelischen Truppen haben sich die letzten palästinensischen Kämpfer im Flüchtlingslager Dschenin ergeben. 36 Männer legten gestern die Waffen nieder und verließen zwei Häuser, in denen sie sich verschanzt hatten. Nach den heftigen Kämpfen bot das Flüchtlingslager gestern ein Bild der Verwüstung. Ein Großteil der 13.000 Bewohner ist geflohen. Israelis begannen mit Planierraupen, Häuser niederzureißen.

Die israelische Armee teilte derweil mit, dass sie bei ihrer „Operation Schutzschild“ bislang 4.185 Palästinenser festgenommen habe. Nach Angaben von Palästinenser-Minister Saeb Ereikat wurden 500 Palästinenser getötet. Das israelische Militär hatte von 200 getöteten Palästinensern seit Beginn der Offensive am 29. März gesprochen.

Nach Einschätzung des Internationalen Roten Kreuzes ist die Lage in den Palästinensergebieten „alarmierend“. Probleme machten vor allem der Abtransport von Verletzten und Toten sowie die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung, sagte IKRK-Sprecher Martin Hahn.

Kurz vor der Ankunft von US-Außenminister Colin Powell ist die israelische Armee palästinensischen Angaben zufolge in Bir Zeit im Westjordanland eingedrungen. Israel sprach sich erneut gegen eine internationale Friedenstruppe in den Palästinensergebieten aus. Ministerpräsident Ariel Scharon verbat sich zudem Druck aus den USA. Nach Ansicht von Powell wird die israelische Militäroffensive nicht zu einem Ende der Selbstmordattentate führen. Powell wird voraussichtlich einen Zweistufenplan vorlegen: Zunächst soll ein Waffenstillstand erreicht werden. Dann sollen beide Seiten Verhandlungen aufnehmen, die schließlich zur Bildung eines palästinensischen Staates führen. Heute will er mit Scharon und voraussichtlich am Samstag mit Palästinenserpräsident Jassir Arafat zusammenkommen.

Unterdessen hat die EU Israel aufgefordert, die Belagerung des Franziskanerklosters in Bethlehem zu beenden. „Ich hoffe, dass den heiligen Stätten aller Religionen der nötige Respekt erwiesen wird“, sagte Kommissionspräsident Romano Prodi nach einem Telefonat mit dem Franziskanermönch David Jäger in Bethlehem.

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