: Wenn krank, dann richtig lange
■ Bremer Studie über die Gesundheit von Binnenschiffern
„Binnenschiffer werden nicht oft krank, aber wenn, dann sehr lange.“ Das ist ein Ergebnis einer Studie über die Arbeit und Gesundheit von Binnenschiffern, die das Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen für die Gmünder Ersatzkasse erstellte. Die AutorInnen Bernard Braun, Christina König und Arno Georg haben dafür nicht nur Krankmeldungen analysiert, sondern auch Befragungen der Schiffer einbezogen – auf deren Kähnen mit teils krankmachenden Bedingungen sie selbst mitgeschippert sind, um hautnah die Gesundheitsprobleme zu erfassen, die bei einem 24-Stundenjob entstehen, bei dem Freizeit sich an Liegezeiten orientiert.
Dennoch waren Binnenschiffer deutlich seltener krank, als andere Berufsgruppen. Wenn allerdings, dann durchschnittlich 26 Tage, während die Mehrheit anderer Berufsgruppen nach 12 Tagen wieder fit war. Auch bekommen Binnenschiffer selten Medikamente verordnet – „aber wenn, dann häufig in Großpackungen“. So wurde 39 Prozent der Binnenschiffer 1999 keine einzige Arznei verschrieben. Andere Berufsgruppen blieben nur zu 24 Prozent medizinfrei.
Auch die psychosozialen Probleme unter Schiffsführern gelten als hoch. Den Grund sehen die ForscherInnen in den oft kleinstbetrieblichen Arbeitsräumen, die als unentrinnbar wahrgenommen würden. Auch mache der internationale Konkurrenzdruck vielen zu schaffen. ede
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