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Homo-Hatz in Uniform

■ Diskriminierung eines schwulen Arztes durch den Personalrat der Polizei

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, spricht von einem „Skandal besonderen Ausmaßes“, für Ex-Innensenator und SPD-Chef Olaf Scholz ist es ein „Skandal besonderes Ranges“. Wieder einmal steht die Hamburger Polizei wegen Intrigen, Diskriminierung und Postenkungelei unter Verdacht.

So soll der Leiter der Bereitschaftspolizei (BePo), Gerhard Weisschnurr, strafversetzt werden, weil er sich für den Arzt Hans-Jürgen G. als neuen Leiter des Ärztlichen Dienstes stark macht. Der Mediziner wartet trotz erfolgreichen Auswahlverfahrens noch immer auf seine offizielle Ernennung. Der vermutliche Grund: Hans-Jürgen G. bekennt sich offen zu seiner Homosexualität.

Der Konflikt schwelt bereits seit Monaten, doch mochte niemand sich bislang öffentlich äußern. Mediziner G. war nämlich bei der Polizeigewerkschaft (DPolG) in Un-gnade gefallen, weil er gegen die DPolG-Kollegin Brunhilde K. um den ärztlichen Leitungsposten ins Rennen gegangen ist. Dies wollte Gewerkschaftschef Joachim Lenders – inzwischen auch CDU-Bürgerschaftsabgeordneter – verhindern und schickte seine Truppen los, um G. zu denunzieren.

Obwohl G. dennoch das Auswahlverfahren bestand, blockiert seither die DPolG-Mehrheit im Personalrat dessen Ernennung. „Lenders hat unsere Leute im Personalrat eingeschworen, der Beförderung des Arztes nicht zuzustimmen“, so ein schwuler Polizeigewerkschafter gegenüber der taz hamburg, der wegen seiner Homosexualität ungenannt bleiben möchte. „Wenn die das rauskriegen, kann ich kündigen, dann machen die mich fertig.“ Lediglich Weisschnurr setzte den Personalrat mit dem Ansinnen vor die Tür und informierte Polizeipräsident Udo Nagel. Statt jedoch – wie üblich - die Schlichtungsstelle der Innenbehörde einzuschalten, hat nun Staatsrat Walter Wellinghausen (SPD) den Fall an sich gezogen.

Doch Konrad Freiberg hält ihn keineswegs für unbefangen. Denn Wellinghausen war lange Zeit Vertrauensanwalt der DPolG. Aber auch Olaf Scholz traut dem Genossen Wellinghausen nicht: „Wer in diesem sensiblen Bereich so he-rumfuhrwerkt, kommt schnell in Schwierigkeiten.“

Magda Schneider

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