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Mit Rang und Namen

Rating allein ist für Privatanleger wenig nützlich. Die Bewertung von Firmen durch Agenturen sagt meist nur etwas über vergangene Entwicklungen, weniger über die Qualität des Managements

Trotz Börsenflaute erfreuen sich Investmentfonds in Deutschland ungebrochener Beliebtheit. 2001 wurde etwa ein Drittel der Neuanlagen darin investiert. Allein in offenen Publikumsfonds verwaltet die Branche knapp eine halbe Billion Euro. Rechnet man die Spezialfonds hinzu, dann ist es sogar gut eine Billion Euro. Die Zahl der Investmentgesellschaften und der angebotenen und zugelassenen Fonds steigt entsprechend. Heute sind etwa 5.000 Investmentfonds in Deutschland zugelassen.

Auch wenn die große Zeit der Hitlisten vorbei sein mag: Immer noch werden solche Rankings in vielen Zeitschriften veröffentlicht, und immer noch orientieren sich viele private Anleger daran. Das grundsätzliche Problem dieser Listen ist allerdings, dass sie sich häufig im wesentlichen an der Performance, also dem Wertzuwachs und dem Risiko, orientieren. Es ist aber keineswegs gesagt, dass die Gewinner von gestern auch die Gewinner von morgen sein werden. Im Gegenteil: Untersuchungen zeigen, dass – zumindest über längere Zeiträume gesehen – häufig die Jahresbestplatzierten im Laufe weniger Jahre ans Ende der Liste rutschen können. Die Rankings geben zudem keine Auskunft darüber, warum ein Fonds gut platziert ist, ob das Management einfach Glück gehabt hat oder tatsächlich überdurchschnittlich begabt ist.

Die Leistung eines Fonds wird gemessen am Durchschnitt der Fonds seiner Kategorie und an der Benchmark, auf die er sich beziehen lässt. Ein in europäische Standardaktien investierender Fonds also wird mit anderen ähnlich anlegenden Fonds und einem europäischen Aktienindex wie etwa dem Euro Stoxx verglichen. Es kann viele Gründe dafür geben, dass ein Fonds eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet. Möglicherweise hat das Management einfach höhere Risiken akzeptiert, und das muss dann der Anleger in einer Abwärtsphase häufig mit höheren Verlusten „bezahlen“.

Noch problematischer ist es, wenn der Fonds nicht entsprechend den in den Prospekten ausgewiesenen Anlagerichtlinien gemanagt wird, zum Beispiel wenn ein als gemischter Aktien-Renten-Fonds geführter Fonds zu fast 100 Prozent in Aktien angelegt ist. Dieser Fonds wird dann in der Kategorie „Gemischte Fonds“ gelistet und besetzt in guten Börsenzeiten den Spitzenplatz – rutscht aber bei fallenden Kursen auch sehr schnell weit unter den Durchschnitt seiner Gruppe. Pech für einen Anleger, der mit dem Kauf eines gemischten Renten-Aktien-Fonds gerade dieses Risiko ausschließen wollte. Wenn ein Fonds also sehr weit von der Durchschnittsperformance abweicht, kann man das nicht als Gütekriterium interpretieren, sondern eher als Warnsignal, denn sehr häufig sind solche Ergebnisse der Tatsache geschuldet, dass eklatant von den prospektierten Anlagerichtlinien abgewichen wurde.

Komplexe Bewertung

Was also tun? Eine Reihe von Ratingagenturen bietet komplexere Bewertungen, die sich auf eine Vielzahl quantitativer, zum Teil auch qualitativer Parameter beziehen. Ältestes Unternehmen am Markt ist die amerikanische Agentur Standard and Poors (S&P), die seit einigen Jahren auch in Europa agiert. S&P arbeitet mit zwei verschiedenen Bewertungssystemen. Das bekanntere sind die so genannten S&P Fund Stars. Vergeben werden bis zu 5 Sterne an die jeweils besten Fonds einer Kategorie. Das Konzept fokussiert allerdings nur quantitative Kriterien, also Risiko- und Performance-Kennzahlen. In das andere Bewertungssystem von S&P gehen demgegenüber quantitative Faktoren nur zu 40 Prozent und qualitative zu 60 Prozent ein. Vergeben werden Noten von AAA („Triple-A, Spitzenbewertung) bis zu A oder auch NR für „not rated“.

Bei den qualitativen Kriterien geht es vor allem darum, die Kompetenz des Managements zu messen, die als wesentlicher Faktor für die Qualität eines Fonds gesehen wird. Erfasst werden zum Beispiel Erfahrung und Disziplin des Fondsmanagements oder die Beständigkeit der Wertentwicklung.

Zweiter großer Anbieter ist die ebenfalls aus den USA stammende Gesellschaft Morningstar, die erst seit Mitte letzten Jahres auf dem deutschen Markt präsent ist. Die Agentur, die ausschließlich mit quantitativen Parametern arbeitet, orientiert sich bei der Kategorisierung eines Fonds nicht an den Prospekten, sondern am tatsächlichen Portfolio und vermeidet damit die beschriebenen Fehlbewertungen. Zweiter wesentlicher Vorteil des Morningstar-Ratings ist, dass die Wertentwicklungen konsequent nach Kosten, also den jährlichen Managementgebühren und den Ausgabeaufschlägen, die bei Kauf fällig werden, ausgewiesen werden. Auch Morningstar vergibt Sterne, die besten zehn Prozent einer Gruppe erhalten fünf, die schlechtesten zehn Prozent jeweils einen.

Feri Trust ist der einzige größere deutsche Anbieter am Markt. Die Bewertung basiert zu 70 Prozent auf der Performance und zu 30 Prozent auf dem Risiko. Wie bei Morningstar muss ein Fonds, damit er überhaupt bewertet werden kann, eine bestimmte Zeit – in der Regel fünf Jahre – auf dem Markt sein. Neben den harten Faktoren zieht Feri Trust auch qualitative heran: die Qualität des Managements, die Informationspolitik, internes Controlling, die Stabilität der Teams.

Sämtliche Ratings sind kostenfrei im Internet verfügbar; finanziert werden sie von den Investmentgesellschaften, für die eine gute Bewertung natürlich ein sehr gutes Verkaufsargument ist. Dennoch sind diese Bewertungen nicht einfach das ideale Instrument für das Fondspicking privater Anleger. Alle Ratings basieren auf zurückliegenden Entwicklungen, künftige Wertentwicklungen können nicht vorausgesehen werden.

Ratings, das betonen die meisten Agenturen, sind keine Kaufempfehlungen, sondern lediglich eine Hilfe für die Strukturierung von Portfolios. Für die langfristige Wertentwicklung von Vermögen ist aber nur zu einem sehr kleinen Teil die so genannte taktische Asset Allokation verantwortlich, das heißt die Auswahl von bestimmten Einzeltiteln oder Einzelfonds. Wesentlicher Faktor ist die „strategische Allokation“, die gezielte Verteilung und Strukturierung eines Vermögens nach den großen Klassen wie Aktien, Immobilien oder Renten. Ratings können also eine kompetente Vermögensberatung und Betreuung unterstützen, ersetzen sie aber keinesfalls. BIRGIT BOSOLD

www.feritrust.de; www.fonds-sp.de, www.morningstarfonds.de

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