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„Der Unmut ist groß“

Mit einem dreistündigen Warnstreik beginnen am Freitag die Proteste der ErzieherInnen in den städtischen Kitas. Doch eine tarifrechtliche Regelung ist mit Innensenator Körting nicht zu haben

von SABINE AM ORDE

Wenn Martin Robben über die geplanten Kürzungen in den Kindertagesstätten spricht, dann redet er sich in Fahrt. „Ein Unding“ findet er es, „dass die uns vor der Wahl versprechen, bei der Bildung wird nicht gekürzt, und danach machen sie das genaue Gegenteil“. Deshalb hat der zweifache Vater vollstes Verständnis dafür, dass seine Kita in der Schöneberger Hochkirchstraße am Freitagmorgen geschlossen bleibt.

Von 6 bis 9 Uhr wollen sich die ErzieherInnen an dem Warnstreik beteiligen, zu dem die Gewerkschaften ÖTV und GEW aufgerufen haben. „Ich würde auch mit auf die Straße gehen“, sagt der Betriebswirtschaftler, der gerade in Erziehungsurlaub ist. Die meisten anderen Eltern in seiner Kita stimmen ihm zu.

Die ErzieherInnen wären auch zu mehr bereit als einem zunächst dreistündigen Warnstreik am Freitagvormittag. „Weil die Bedingungen hier immer schlechter werden“, sagte eine von ihnen. Sie hat bereits vor zwöf Jahren schon einmal zehn Wochen gestreikt. „Und verbessert hat sich seitdem nichts, auch wenn heute viel über den Bildungsauftrag von Kitas gesprochen wird“.

Bei den Forderungen der Gewerkschaften geht vor allem um die Gruppengröße und die Anzahl der ErzieherInnen, die sich um die Kinder kümmern. Derzeit ist in der Kita in der Hochkirchstraße – wie in allen anderen Einrichtungen auch – eine Erzieherin für 16 Hortkinder zuständig. Werden die Kürzungspläne des rot-roten Senats Wirklichkeit, dann werden es 21,5 Kinder pro Erzieherin sein. In der Kita gibt es derzeit 95 Kinder, deshalb ist der Kitaleiter freigestellt. Geht es nach den Plänen des Senats, soll er bald 40 Prozent seiner Arbeitszeit in den Kindergruppen verbringen. „Deshalb wird seine Arbeit als Leiter aber nicht weniger“, sagt eine Erzieherin. „Das, was an Zeit fehlt, müssen wir dann auffangen“. Alles was sie aufgebaut hätten, würde in Frage gestellt. „Wie soll man da noch zusätzliche Angebote wie Theater, Schwimmen, den Kiez erkunden bewältigen?“

Um diese und weitere Verschlechterungen zu verhindern, wollen ÖTV und GEW Gruppengrößen und Personalschlüssel im Tarifvertrag festschreiben. Klaus Schröder, zuständiger Referatsleiter der GEW, geht davon aus, dass sich am Freitag drei Viertel der 850 kommunalen Kitas an den Protesten beteiligen. „Der Unmut unter den Kolleginnen ist groß“, so Schröder. Den frühen Termin am Freitagvormittag hat die Gewerkschaft ausgesucht, weil er verhältnismäßig elternverträglich ist. „Man muss den Druck ja steigern können“, sagt der GEW-Mann.

Das wird wohl nötig sein. Bislang hat Innensenator Ehrhart Körting (SPD) keinen Zweifel daran gelassen, dass er nicht kompromissbereit ist. Die Forderung der Gewerkschaften nach einer tarifrechtlichen Regelung hält der Senator für „verfassungsrechtlich bedenklich“. Deshalb seien auch die Warnstreiks widerrechtlich, heißt es in der Innenverwaltung.

ErzieherInnen und Eltern aus der Kita in der Hochkirchstraße wollen sich davon nicht abhalten lassen. „Irgendwie müssen Erzieher und Eltern ihren Unmut ja kundtun“, sagt Robben. Sein älterer Sohn Paul wird am Freitag zu Hause bleiben. „Als Vater in Erziehungsurlaub kann man sich das ja leisten.“

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