piwik no script img

Pharmariese schluckt Pharmariesen

EU-Kommission sieht keine marktbeherrschende Stellung und billigt die Übernahme von Aventis CS durch Bayer

BRÜSSEL taz ■ Der Konzentrationsprozess in der Chemiebranche geht weiter. Die EU-Kommission billigte gestern die Übernahme des deutsch-französischen Unternehmens Aventis Crop Science durch den deutschen Bayer-Konzern. Bayer hatte den Agrochemie-Ableger des in Lyon ansässigen Pharmakonzerns Aventis SA im vergangenen Herbst für 7,25 Milliarden Euro gekauft. Aventis ging seinerseits 1999 aus der Fusion von Rhone-Poulenc und Hoechst hervor. Mit der Übernahme wird Bayer zum zweitgrößten Pflanzenschutzmittel-Hersteller weltweit.

Die EU-Kommission knüpfte ihrer Zustimmung an Bedingungen, die der Bayer-Konzern akzeptiert hat. Er wird das bisher von Aventis hergestellte und weltweit erfolgreiche Insektenbekämpfungsmittel Fipronil abgeben und die europäischen Produktionsanlagen verkaufen. Außerdem verkauft Bayer das Europageschäft für fünf Pilzbekämpfungsmittel, die zusammen mit Fipronil den Hauptteil der Sparte Saatgutbehandlung von Aventis ausmachen. In der ursprünglichen Form hätte die Fusion eine marktbeherrschende Stellung auf mehr als 130 Märkten für Pflanzenschutz- und Haustierpflegemittel bedeutet, begründete die Kommission. Aktiv bleibt Bayer in der bei Aventis „Umweltwissenschaften“ getauften Sparte. Dahinter verbirgt sich Entwicklung, Produktion und Verkauf von Schädlingsbekämpfungsmitteln außerhalb der Landwirtschaft, einschließlich Haushaltsinsektiziden und Hobbygärtner-Produkten.

Innerhalb welcher Frist Bayer sich von Fipronil und den Pilzgiften trennen muss, wollte die Sprecherin von Wettbewerbskommissar Monti gestern nicht verraten. „Das wäre geschäftsschädigend“, sagte sie. Sektkorken werden in Leverkusen im Augenblick noch nicht knallen. Denn auch in den USA könnte der neue Konzern eine marktbeherrschende Stellung erlangen. Die dort zuständige Kartellbehörde hat ihre Untersuchung noch nicht abgeschlossen.

DANIELA WEINGÄRTNER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen