: Pop Art – die Zeit der Suppendosen
„Was genau macht die heutigen Wohnungen so anders, so reizvoll?“ Damit fängt's an. Die Frage ist nicht als Frage gemeint, sie ist der Titel einer Collage von Richard Hamilton. Erstmals präsentiert 1956.
Das Bild zeigt ein mit Reklame und Comics voll gepacktes Zimmer, außerdem Produkte der aufkommenden Konsumgesellschaft wie Fernseher, Staubsauger oder Tonband. Im Mittelpunkt des Bildes steht ein Bodybuilder, der statt Hanteln einen Lolly in der Hand hält. „Pop“ steht auf dem Lolly. Der Siegeszug einer neuen Kunstrichtung beginnt.
Abgrenzen wollten sich die Pop-Art-Künstler zunächst vom abstrakten Expressionismus der 40er und 50er Jahre, von einer Kunst, die auf Innerlichkeit setzt, auf Subjektivität und das Genie des Künstlers. Dem setzen die Pop-Art-Künstler einen neuen Realismus entgegen: Sie suchen ihre Motive im Alltag, auf der Straße. Was sie dort finden ist die Warenwelt der gerade erwachenden Konsumgesellschaft. Und die bilden sie möglichst unmittelbar ab. Andy Warhols „Campell's“-Suppendosen werden weltberühmt.
Die Ware wird zur Kunst und die Kunst zur Ware. Stars aus Film und Musik werden zu Sujets für die Künstler und die Künstler werden selbst zu Stars. Materialien moderner Technologien wie Plastik, Schaum oder Acrylfarbe werden kunstfähig. Ebenso wie die Bildersprache der Werbegrafik, der Zeitungen und Filme.
Pop Art ist ein Affront gegen den etablierten Kunstbetrieb. Und sie ist ein Angebot, dem Alltag eine ästhetische Dimension abzugewinnen: Die Pop Art ist Ausdruck des kulturellen Wandels, den eine sich rasend verändernde westliche Konsumgesellschaft mit sich bringt. kli
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