: Partykids im Visier
■ Die SPD will mit einer eigenen Jugend-Wahlkampfagentur an die Jungwähler herankommen
„New Party“ – das klingt irgendwie nach der logischen Folge von Tony Blairs „New Labour“. „Hat damit aber gar nichts zu tun“, wehrt sich der Bremer Juso-Vorsitzende Thomas Ehmke gegen den Verdacht, es gehe um eine entkoffeinierte Version sozialdemokratischer Politik. Dennoch, die Doppeldeutigkeit des Wortes „Party“ ist Absicht: Ziel der Jungwähler-agentur der Bremer SPD ist einerseits die Erneuerung der Partei durch frisches Blut, andererseits haben die Juso-Strategen als Weg zu den jungen Menschen die Erkenntnis ausgemacht, „dass Politik auch Spaß machen darf“, so Ehmke. „Da darf dann auch ruhig mal eine Party dabei sein.“
Argumente, die auch die beiden SPD-Direktkandidaten für den Bundestag, Volker Kröning und Uwe Beckmeyer, überzeugt haben. Sie haben deshalb die Hälfte des Betrages, den sie traditionell aus der eigenen Tasche zum Wahlkampf beisteuern, für „New Party“ zweckgebunden – zusammen immerhin 5.000 Euro. Damit wurde das bisherige Büro des parteinahen Jugendverbandes „Die Falken“ in der Findorffstraße so umgebaut, dass es nun auch die Jusos beherbergt und beide Organisationen gemeinsam von dort aus die „New Party“- Idee mit Leben füllen können. Und tatsächlich: Mit einer Party geht es los. Die Falken veranstalten am 1. Mai am Osterdeich einen Band-Wettbewerb „Hip-Hop gegen rechts“. Der nächste Schritt soll der Jugendwettbewerb „Bremen Life“ sein, bei dem sich Initiativen von Jugendlichen um den „Jugendpreis der Bremer SPD“ bewerben können. Der ist zwar mit 500 Euro so spärlich dotiert, dass das Preisgeld bei der Realisierung keine große Hilfe sein wird, aber: „Wir helfen, eure Projekte öffentlich zu machen und Unterstützer zu finden“, versprechen die Organisatoren.
„Wir wollen ein Angebot mit niedrigen Hemmschwellen machen“, sagt Ehmke, dabei gehe es nicht in erster Linie um neue Mitglieder für den gebeutelten Sozi-Nachwuchs, sondern darum, junge Leute wieder für Politik zu interessieren. Das macht „New Party“ in der Tat einfach: mit einem Gutschein, auf dem man nur noch an-kreuzen muss, ob man Informationen möchte oder nur kostenlosen Eintritt zur nächsten Party, auch ein karriereförderndes „Journalistik-Seminar“ steht zur Auswahl. Und um die Schwelle wirklich niedrig zu legen, räumen sie Organisatoren gleich schon mal ein, dass sie nicht perfekt sind: Wer alle Rechtschreibfehler im Flyer findet, kann einen Büchergutschein gewinnen.
Jan Kahlcke
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