Vom historischen Schlachte-Glück

■ Ein neues Buch zeigt die Schifffahrt im Mittelalter, als die Flussfahrt noch brummte

Die ideale Wohnlage in Bremen? Die Schlachte – zumindest für den Schriftsteller Adolf Freiherr von Knigge. „Dort wo die Ankunft und Abfahrt und das In- und Ausladen der Fahrzeuge auf der Weser einen Anblick voll angenehmer Abwechslung gewährt“, lobte er im Jahre 1793. Dabei hatte damals bereits die Schlachte ihre glanzvollste Zeit hinter sich.

Solche Anekdoten über den Schlachtehafen als Mittelpunkt der Hansestadt erzählt das neue Buch „Häfen, Schiffe, Wasserwege“, das jetzt erschienen ist.

Auf 160 Seiten finden sich hier Beiträge zur Schifffahrts- und Hafengeschichte: vom dänischen Ribe bis zum bayerischen Karlsgraben. Aber im Mittelpunkt des Buches steht die bremische Hafenentwicklung. Der Herausgeber Konrad Elmshäuser ist Experte der Landesgeschichte Bremens und als Mitarbeiter des Staatsarchivs quasi direkt an der Quelle.

Wie wichtig die Weser ist, zeigt schon der Stadtname: Bremen bedeutet schlicht „Am (Ufer-) Rande“. Und so beginnt die Geschichte Bremens entsprechend mit einer Hafenanlage auf einer Uferdüne zur Zeit Karls des Großen. Dort an der Weser wurde 782 ein Bistum gegründet, wie ein Kapitel des Buches erzählt.

Zurück zum Weserhafen. Ab dem 13. Jahrhundert wurde die Schlachte zum wichtigsten Umschlagplatz des Bremer Handels. Die Schlachte war das Herz der Hansestadt. Im Band findet sich ein Kupferstich, der Bremen um 1640 zeigt: Seefähige Schiffe ballen sich zu Dutzenden am Schlachtufer. Es muss solch ein Gedränge aus Karrenschiebern und Fischhändlern geherrscht haben, dass für das Abstellen von Waren eine Genehmigung eingeholt werden musste. Erst als der Überseeverkehr im 19. Jahrhundert an Bedeutung gewann, löste Bremerhaven die Schlachte ab.

Heute sorgt die Gastronomie wieder für Gedränge auf der Schlachte. Allerdings ohne Rücksicht auf Verluste. So schlug jüngst ein Gastronom den Teilabriss der alten Schlachtemauer vor, um einen freien Blick auf die Weser zu geben. Dabei sei „dieser Flickteppich aus Steinen das älteste Relikt, das aus der Blütezeit der Schlachte noch vorhanden ist“, ärgert sich Elmshäuser, der sich eine strärkere historische Wertschätzung der Schlachte wünscht.

Daniel Toedt