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Einmal ist einmal zu viel

Katholiken in den USA sind überwiegend enttäuscht über die Ergebnisse der Konferenz

WASHINGTON taz ■ Viele amerikanische Katholiken äußerten sich gestern enttäuscht darüber, dass ihre Kardinäle und der Vatikan keine mutigeren Schritte im Umgang mit pädophilen Priestern unternommen haben. Kritisiert wird vor allem, dass offen blieb, ob ein Priester bereits bei einmaligem Missbrauch entlassen werden soll. Die Entscheidung hierzu wurde bis zur amerikanischen Bischofskonferenz im Sommer vertagt.

„Einmal ist einmal zu viel“, sagt eine katholische Frau, deren Sohn vor zehn Jahren von einem Priester missbraucht wurde. Viele Gläubige scheinen diese Position zu unterstützen: Pädophile Priester sollen entlassen werden. Katholiken, die sich der Opfer angenommen haben, vermissen ein Eingeständnis und eine Entschuldigung der Kardinäle, dass die Kirche jahrelang die Missbrauchfälle verschleiert hat. „Uns zu sagen, wie sehr der Papst Kinder liebt, hilft keinem der Opfer und geht an der Realität völlig vorbei“, beklagt ein Pfarrer aus Washington.

Gemeinden und Laiengruppen aus dem ganzen Land hatten zudem den Rücktritt jener Kardinäle gefordert, die pädophile Priester gedeckt haben. Sie sind verärgert, dass es hierzu keine Signale aus Rom gab. Die Kirche könne nur den Willen zur Veränderung demonstrieren, wenn Bischöfe persönlich verantwortlich gemacht und bestraft würden, die solche entsetzlichen Entscheidungen getroffen haben. Der Unmut richtet sich vor allem gegen Kardinal Law von Boston. Ihm wird vorgeworfen, nicht entschieden genug gegen pädophile Priester vorgegangen zu sein. Er soll über mehrere Jahre zwei des Kindesmissbrauchs beschuldigte Priester von einer Gemeinde zur anderen versetzt haben.

Es gibt jedoch auch positive Reaktionen. Der Vatikan sei erheblich unter Druck gewesen, sich mit einer Fülle von Fragen, angefangen vom Zölibat, über homosexuelle Priester bis hin zur Zukunft des Kirchenrechts zu befassen. Anstatt die Debatte ausufern zu lassen, hätte man sich auf das Wesentliche konzentriert, sagt Raymond Flynn, ehemaliger US-Botschafter beim Vatikan. In der aktuellen Situation komme es darauf an, sicherzustellen, dass solche Vorgänge nicht wieder geschehen könnten. Für ihn ist es bereits ein Fortschritt, dass sich die Kirchenfürsten erstmals offen mit dem Thema beschäftigt hätten.

Hoffnungen auf raschere und radikalere Maßnahmen hielten Kirchenexperten jedoch für unrealistisch. „Dies war nur ein konsultatives Treffen. Laut Kirchenverfassung ist ein bloßes Treffen von Kardinälen mit dem Papst keine gesetzgebende Versammlung“, sagt Ladislas Orsey, Kirchenrechtler an der Georgetown University in Washington. An die Konferenz seien übersteigerte Erwartungen gerichtet worden, die sie nicht erfüllen konnte. MICHAEL STRECK

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