Windkraft auf Hausmüll

Weltgrößtes Windkraft-Fundament entsteht in Karlsruhe. Windturbine auf dem Müllberg wird in den kommenden Jahren womöglich um drei Meter absacken

Das größte Windkraft-Fundament der Welt entsteht nach Angaben der Bauherren derzeit auf dem Karlsruher Müllberg. Es hat einen Durchmesser von 28 Metern, wiegt 2.100 Tonnen und wird ab Mai eine 1,5-Megawatt-Anlage auf ungewöhnlichem Baugrund stabilisieren. Die Ausmaße des Fundamentes sind nötig, weil der Standort in den kommenden Jahren um voraussichtlich drei Meter absacken wird.

Nicht nur die Masse, sondern auch die Form des Betonsockels wurde auf die besonderen Gegebenheiten ausgerichtet: In Gestalt eines umgedrehten Tellers wird die Bodenfläche gegossen, so dass das Gewicht auf einem sieben Meter breiten Fundamentrand lasten wird. Damit werde verhindert, dass sich das Fundament über seinen Mittelpunkt aufschaukeln kann. Um diesen Hohlraum zu schaffen, wurde eine Matrize aus Eis eingebracht, die nach Aushärten des Betons abschmilzt.

Der Baugrund wurde in den vergangenen Jahrzehnten aus Karlsruher Hausmüll 60 Meter hoch aufgeschichtet. Für die Erträge der Windkraftanlage ist diese Höhe entscheidend, da im Rheintal in 50 bis 70 Metern Höhe der Übergang von der Boden- zur Höhenwindzone stattfindet. Auf dem Müllberg rentiert sich daher ein Windrad; am Fuße des Berges tut es das nicht. Alle drei Monate werden die Geodäten der Karlsruher Fachhochschule nachmessen, ob der Turm noch im Lot steht. Eine Neigung bis zu zwei Grad könne die Anlage verkraften, sagt Wolfgang Orth vom Ingenieurbüro für Bodenmechanik in Karlsruhe. Sollte sich die Anlage trotz des „schwimmenden Fundamentes“ neigen, könne man sie durch ein ausgleichendes Zwischenstück am Fuße des Turmes wieder ins Lot bringen.

Initiator des Karlsruher Projekts ist der Landwirt und Stadtrat Thomas Müllerschön. 1998 und 2000 brachte er bereits zwei Anlagen mit jeweils 750 Kilowatt Leistung auf dem Müllberg ans Netz. Mit dem dritten Windrad wird der Müllberg in Kürze den Bedarf von 1.500 Haushalten, also etwa 6.000 Menschen, das ganze Jahr decken. B. JANZING