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Der Entschlossene

Lehrer Rainer Heise hat den Todesschützen gestoppt: „Kannst mich erschießen, aber sieh mir in die Augen“

ERFURT dpa/afp/ap ■ Rainer Heise unterrichte Kunst in der 6. Klasse, als er einen lauten Schlag hörte. Der Studienrat verlässt das Klassenzimmer und stößt auf dem Flur auf den Schützen im Ninjakostüm. Er rennt ins Sekretariat und findet dort die erschossene stellvertretende Schulleiterin. Aus einem Fenster informiert er die Polizei. Dann schließt sich Heise im Materialraum der Schule ein. Als er ein Geräusch auf dem Flur hört, öffnet er die Tür wieder und trifft auf den Amokläufer. Als dieser die Ninjamaske abnimmt, erkennt er Robert Steinhäuser. „Da hab ich etwas ganz Einfaches gesagt: ‚Was denkst du dir eigentlich dabei? Hast du geschossen?‘ und gucke runter, blöde Frage hab ich natürlich hinterher gedacht, natürlich hat er geschossen“, beschreibt der Lehrer die Situation später.

Aber offensichtlich hat er richtig reagiert. „Kannst mich erschießen, aber sieh mir dabei in die Augen“, sagt der 60-Jährige. „Nein, Herr Heise, für heute reicht’s“, antwortet der Schüler. Der Kunst- und Geschichtslehrer schließt ihn im Materialraum ein. Für Schülersprecherin Michaela Seidel vom Gutenberg-Gymnasium ist Heise deshalb ein Held. Er sei schon immer ein besonderer Mensch für sie gewesen, der eine bemerkenswerte Art habe, mit Schülern umzugehen, sagte die 18-Jährige am Sonntag.

Der mittelgroße kräftige Studienrat mit dem gestutzten weißen Kinnbart versucht auch nach den Ereignissen am Freitag, seinen ehemaligen Schüler differenziert zu beobachten: Dem Tagesspiegel gegenüber sagte er, Robert sei freundlich und ruhig gewesen, manchmal aber eben auch großmäulig und oberflächlich. AH

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