: Urnengang light für Schüler
■ Pseudomäßig Kreuzchen machen: Die nächste Bürgerschaft sollen Kids proforma mitwählen dürfen. Grüne wollen damit einmal Stimmen scheffeln
Wenn im Mai nächsten Jahres in Bremen Bürgerschaftswahlen stattfinden, sollen auch Schülerinnen und Schüler an die Urnen gerufen werden– zur „Juniorwahl“. Dies fordert die Fraktion der Grünen in einem Antrag an die Bürgerschaft. Die Pseudo-Wahl soll ein praxisnaher Beitrag zur politischen Bildung sein, auch wenn „solche symbolischen Wahlen kein Allheilmittel gegen die Politikverdrossenheit“ seien, sagt die jugendpolitische Sprecherin der Bremer Grünen, Anja Stahmann.
Laut Shell-Studie 2000 interessieren sich gerade einmal 45 Prozent der westdeutschen 15- bis 24-Jährigen für Politik. Nimmt man dazu die geringe Wahlbeteiligung bei den letzten Wahlen zur Bremischen Bürgerschaft, scheint gerade in Bremen Handlungsbedarf auf dem Gebiet der politischen Bildung zu bestehen.
Gerade einmal 41 Prozent der 21- bis 25-Jährigen gingen 1999 wählen. Die Grünen setzen deshalb einige Hoffnung in ihren Plan. Dies wohl auch nicht ganz uneigennützig, da sich die Wahlergebnisse ihrer Partei wahrscheinlich sehr viel positiver gestalten werden als in der „großen“ Politik. Die Juniorwahl sollen die Kids frühzeitig an die nicht gerade von Wahlergebnissen verwöhnten Grünen binden.
Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Hermann Kuhn beruft sich auf ähnliche Projekte in den USA, Baden-Württemberg und Berlin, wenn er von „empirisch belegbaren“ positiven Auswirkungen auf die spätere Wahlbeteiligung der Schüler und sogar deren Eltern spricht. Dies hätten wissenschaftliche Untersuchungen in den USA, die auch das Bremer Projekt begleiten sollen, ergeben. „Die Wahlen regen nicht nur das Politikinteresse der Jugendlichen an“, sagt Kuhn. „Außerdem tragen sie ihre Erfahrungen auch nach Hause – dort wird diskutiert.“ Um dies zu erreichen, sollen die Wahlen im Unterricht vorbereitet werden. Unterrichtsmaterialien würden vom Bildungsressort und der Landeszentrale für politische Bildung bereitgestellt.
Besonderer Wert soll dabei auf den Einsatz von Multimedia und Wahlmöglichkeiten im Internet gelegt werden. Anja Stahmann: „Bremen beteiligt sich am europaweiten Modellprojekt Cybervote, da sollte auch in den Schulen die Wahlform der Zukunft ausprobiert werden.“ In der konkreteren Ausgestaltung wollen die Grünen den Schulen allerdings freie Hand lassen. Die Lehrer sollen, so Kuhn, Möglichkeiten bekommen, den Schülern das Teilnehmen an demokratischen Prozessen als Selbstverständlichkeit zu vermitteln. „Den Schulen entstehen keine Kosten, da, wie in Baden-Württemberg bereits praktiziert, Sponsoren herangezogen werden“, betont der Grüne.
Zielgruppe für die Juniorwahl sind natürlich die 14- bis 17-Jährigen, aber auch die Arbeit in Grundschulen hält Kuhn durchaus für denkbar. Auch Sechsjährige haben schon einen Kopf. Zwar gab es bislang noch keine Gespräche mit der Bildungsbehörde, aber, so Anja Stahmann: „Ich bin ziemlich sicher, dass Bildungssenator Lemke begeistert reagieren wird. Daniel Schalz
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