piwik no script img

Wahlerfolge für Neonazis und Affen

Bei den englischen Kommunalwahlen ziehen erstmals Rechtsextreme in den Stadtrat einer nordenglischen Industriestadt ein. Die Stadt, die den New-Labour-Guru Peter Mandelson zum Wahlkreisabgeordneten hat, gibt sich einen Affen als Bürgermeister

von RALF SOTSCHECK

Die britische Labour Party ist glimpflich davongekommen. Bei den Kommunalwahlen am Donnerstag, bei denen es um 5.879 Sitze in 174 Wahlkreisen ging, kam die Regierungspartei auf 34 Prozent und lag damit gleichauf mit den Konservativen. Die Liberalen Demokraten erhielten 27 Prozent.

Die Erleichterung bei Labour hielt sich jedoch in Grenzen, weil die rechtsextreme British National Party (BNP) in Burnley im Norden Englands drei Sitze gewann. Es waren die ersten Mandate der Partei seit Mitte der Neunzigerjahre, als Derek Beackon im Ostlondoner Bezirk Tower Hamlets in den Stadtrat eingezogen war. In Burnley war es im vergangenen Sommer ebenso wie in anderen nordenglischen Städten zu Rassenunruhen gekommen. Die übrigen 65 BNP-Kandidaten landesweit gingen jedoch leer aus, so dass der Erfolg in Burnley kaum mehr als symbolische Bedeutung hat.

Die Wahlbeteiligung lag vorgestern in Burnley bei 63 Prozent, während landesweit immerhin noch 35 Prozent an die Urne gingen, obwohl die Politiker einen Minusrekord befürchtet hatten. In einigen Wahlkreisen hatte die Regierung experimentelle Wahlformen eingeführt. So konnte man seine Stimme per Post, im Supermarkt, per Internet oder Handy-SMS abgeben. In diesen Wahlkreisen war die Beteiligung deutlich höher.

„Sehr viele haben erwartet, dass die Labour Party von den Wählern einen Tritt in den Hintern bekommen würde, weil sie ihre Versprechen nicht eingehalten hat“, analysierte gestern Politikprofessor Anthony King von der Universität Essex. „Das ist nicht geschehen.“ Für den neuen Tory-Chef Iain Duncan Smith ist das Ergebnis enttäuschend, hatte sein Vorgänger William Hague doch bei den Kommunalwahlen vor zwei Jahren einen Vorsprung von 9 Prozent gegenüber Labour herausgeholt und war bei den Parlamentswahlen ein Jahr später dennoch gescheitert.

In sieben Wahlkreisen wurde der Bürgermeister erstmals nach dem US-amerikanischen Modell direkt gewählt. In Hartlepool, dem parlamentarischen Wahlkreis des einstigen Blair-Vertrauten Peter Mandelson, siegte ein Affe: „H’Angus Monkey“, das Maskottchen des Fußballvereins Hartlepool FC. Stuart Drummond, der in dem Affenkostüm steckte, sagte: „Die Verkleidung war nur ein Werbetrick. Ich, Stuart Drummond, bin der neue Bürgermeister von Hartlepool, und nicht der Affe.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen