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Trikolore mit braunem Rand

Amtsinhaber Jacques Chirac mit rund 82 Prozent der Stimmen wieder gewählt. Mobilisierung gegen rechts zeigt deutliche Wirkung. Le Pen erreicht knapp 18 Prozent. Wahlbeteiligung erheblich höher als im ersten Wahlgang

PARIS afp/ap/taz ■ Der französische Staatspräsident Jacques Chirac ist mit einer überwältigenden Mehrheit für fünf Jahre im Amt bestätigt worden. Der 69 Jahre alte Neogaullist setzte sich am Sonntag in der Stichwahl gegen den Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen mit dem besten Ergebnis aller bisherigen Präsidentschaftswahlen in der Fünften Republik durch.

Übereinstimmenden Prognosen zufolge entfielen etwa 82 Prozent der Stimmen auf Chirac. Le Pen konnte demnach seinen Stimmenanteil von 16,9 Prozent aus der ersten Runde vor zwei Wochen zwar leicht auf rund 18 Prozent steigern. Das waren aber weniger als die 19,2 Prozent, die am 21. April auf ihn und den zweiten rechtsextremistischen Kandidaten, Bruno Megret, zusammen entfallen waren. Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge knapp über 80 Prozent und damit deutlich höher als am 21. April.

Der Neogaullist Chirac wurde von einem bisher nie da gewesenen Bündnis unter Einschluss von Kommunisten, Sozialisten und Grünen gestützt. Auch Gewerkschaften, Arbeitgeber und Kirchen riefen zu seiner Wiederwahl auf. Der überraschende Sieg von Le Pen über den sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin im ersten Wahlgang hatte eine landesweite Protestwelle hervorgerufen, die in Massendemonstrationen von mehr als 1,3 Millionen Menschen am 1. Mai gipfelte.

Chirac wird bereits am heutigen Montag einen neuen Premierminister ernennen. Der bisherige Regierungschef Jospin hat nach seinem Wahldebakel seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Chirac wird dann umgehend einen Vertreter des bürgerlichen Lagers mit der Bildung einer Übergangsregierung betrauen.

Die Übergangsregierung wird mindestens bis zum Abschluss der Parlamentswahl Mitte Juni im Amt bleiben - also rund sechs Wochen. Der von Chirac nominierte Premier dürfte das bürgerliche Lager aus Konservativen und Liberalen auch in die Parlamentswahl am 9. und 16. Juni führen.

Zum Regieren braucht der bürgerliche Premierminister das Parlament zunächst nicht. Die derzeitige Nationalversammlung, in der die Linksparteien die Mehrheit haben, trat letztmals am 22. Februar zusammen. Seitdem führten Jospin und seine Minister die Geschäfte weiter, ohne vor dem Parlament noch einmal Rechenschaft ablegen zu müssen.

Sollten die Wähler die Linksparteien im Juni erneut mit einer Mehrheit ausstatten, müsste die bürgerliche Regierung abtreten. Dann käme es wieder zu einer Kohabitation - der politischen Zwangsehe aus Vertretern gegnerischer Lager an den Spitzen von Staat und Regierung. Bei einem Sieg der Rechten gäbe es eine so genannte Präsidenten-Mehrheit; dies war zuletzt 1995 bis 1997 der Fall. Den Sozialisten und anderen Linksparteien werden nun gute Chancen bei der Wahl zur Nationalversammlung eingeräumt.

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