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Genossen, hört die Signale!

Die Lehre von Freiburg: Joschka Fischer und die Grünen empfehlen der SPD als Erfolgsrezept, gemeinsam zu kämpfen und sich klarer als bisher zu Rot-Grün zu bekennen

BERLIN taz ■ Nach dem Erfolg des ersten grünen Oberbürgermeisters in Deutschland kann man schon mal auf dumme Gedanken kommen – und das ganz besonders, wenn neben Dieter Salomon, dem Sieger von Freiburg, plötzlich Joschka Fischer steht, der Sieger schlechthin. Ob er sich das mit dem grünen Kanzlerkandidaten jetzt nicht noch mal überlegen will, fragt ein Journalist den Außenminister. „Vergessen Sie’s“, antwortet Fischer gelangweilt, weil er sofort wieder an Westerwelle denken musste. Dann überlegt er jedoch einen Moment, lächelt plötzlich und sagt: „Obwohl, das hätte was.“ Da Fischer aber seine Pappenheimer kennt, schiebt er für alle übereifrigen Schlagzeilenmacher noch hinterher: „Das war jetzt Ironie.“

In die grüne Parteizentrale ist an diesem Montagvormittag die gute Laune persönlich eingezogen. Der Parteitag am Wochenende war ein Erfolg, dann kam der Sieg von Salomon dazu. In dieser aufgeräumten Stimmung fragt sich die Partei, ob sie von Freiburg nicht sogar etwas lernen kann. „Von Freiburg lernen heißt siegen lernen“, sagt Dieter Salomon kurz und knapp. Freiburg habe gezeigt, wie wichtig für die Grünen Persönlichkeiten seien, die über das reine Parteimilieu hinaus Anerkennung finden. „Wie ich“, hätte Salomon hinzufügen können. Aber weil er als Gast aus Freiburg weiß, was sich in der Parteizentrale in Berlin gehört, sagt er tatsächlich: „wie Joschka Fischer“. Salomon freut sich, dass keiner mehr bei den Grünen sich für seinen Spitzenkandidaten schämt.

Fischer nimmt die Huldigung lächelnd entgegen und verkündet die zweite Lehre von Freiburg: Wenn SPD und Grüne zusammenstünden und klare Entscheidungen träfen, dann würden sie auch gewinnen. Fischer erinnert daran, dass die SPD bei der Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart vor sechs Jahren dem Grünen Rezzo Schlauch die Unterstützung noch verweigert hatte. Diesmal gewann Salomon, weil er in der Stichwahl die Stimmen der SPD bekam.

Fischer fände es ganz offenbar nicht schlecht, wenn auch die Bundes-SPD dieses Signal verstünde. Da er aber weiß, was der Koch Gerhard Schröder von öffentlichen Ratschlägen eines Kellners hält, verpackt er seine Botschaft in einen unverfänglichen Aphorismus. „In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod“, sagt Fischer. Er fügt hinzu, dass schlechte Umfragen kein Grund seien, die Nerven zu verlieren. „Die SPD wird sich erholen“, da ist sich der grüne Spitzenmann sicher. Sie müsse nur deutlich machen, wohin sie wolle. Das Wort „Rot-Grün“ hat er dann nicht mehr ausgesprochen. JENS KÖNIG

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