: Gemeinsam nonpolitisch
Die erste gemeinsame Fußballfandemo zieht morgen durch Berlin – Ärger um Auftritt einer Hooligan-Band
Die Anliegen vieler Fußballanhänger für ein besseres Unter- und Miteinander von Verein, Verband und eben Fans wurden von Beginn an aus alternativen Zirkeln (Bündnis Aktiver Fußballfans) vorformuliert. Wenn morgen vor dem DFB-Pokalendspiel allerdings 3000 Teilnehmer einen Protestmarsch gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs durchführen, wird dem ehemals linksalternativ besetzen Thema der politische Teppich unter den Füßen weggezogen.
Zwar stützt sich die gesamte Fanbasis auf die langfristig erarbeiteten Argumente, verleugnet aber unsensibel ihre politische Herkunft. Denn unpassenderweise ist am Vorabend ein Konzert der Bremer Hooligan-Band Kategorie C geplant. Sie ist eine Schnittstelle zwischen Fussballfans und der organisierten Neonaziszene. Auch sie rufen zu dieser Demo auf.
Repräsentativ für den Protestmarsch ist die Band aber auf keinen Fall, meint HSV-Fan Johannes Liebnau. „Politik hat im Stadion nichts zu suchen - egal von links oder rechts“, so sein Credo. „Die Leute auf der Demo werden sehr verschieden sein, aber für einen Tag für die gleiche Sache kämpfen, egal ob sie sonst DVU oder die Bündnis-Grünen wählen.“ Für Sandra Schwedler, Anhängerin des FC St. Pauli geht es um die „ wichtigen Themen, für die die Fans auf die Straße gehen und die darf man nicht den Rechten überlassen.“
Und wenn eben diese Minderheit nun auch zur Demo kommt? Thomas Glöy, Sprecher des Bündnis Aktiver Fußballfans, sagt es deutlich: „Grundsätzlich unterstützen wir die Demo, aber vom Aufruf der Band Kategorie C distanzieren wir uns aufs Schärfste und hoffen, dass die Veranstalter uns dieses gleichtun werden“. Markus Flohr/fog
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen