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Mit Billigfliegern durch Deutschland

Immer mehr Menschen verzichten auf Service und fliegen lieber für wenig Geld. Jetzt übernimmt die britische Airline EasyJet die Deutsche BA. Dadurch entsteht der teuren Lufthansa Billigkonkurrenz erstmals auch auf innerdeutschen Strecken

von ROLAND HOFWILER

Hoch hinaus will die britische Billigfluglinie EasyJet: Die Übernahme der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft, der Deutschen British Air (BA), ist seit Mittwoch beschlossene Sache. Der Konkurrent Go-Fly soll in den kommenden Monaten geschluckt werden. Durch beide Akquisitionen wird sich die Flugzeugflotte von EasyJet auf einen Schlag verdoppeln und nach den erwarteten Passagierzahlen zum größten Billigfluganbieter in Europa aufsteigen – noch vor dem bisherigen Marktführer Ryanair aus Irland.

Denn erstmals dringt damit eine Billig-Airline auf die innerdeutschen Stammstrecken des Marktführers Lufthansa vor. Auf sieben Hauptrouten, erklärt Lutz Schmidt vom Tourismus-Fachblatt FVW, wäre das Lufthansa-Monopol gebrochen, darunter so wichtige Strecken wie Berlin–München und Hamburg–München. „Das ist eine Herausforderung im Kernmarkt der Lufthansa“, so Schmidt zur taz. Aus der Kranich-Zentrale in Frankfurt hieß es gestern dagegen lediglich: „Wir sehen die Entwicklung gelassen und setzen auf bewährte Lufthansa-Qualität.“ Mehr wollte Vorstandsvorsitzender Jürgen Weber nicht sagen.

Das Erfolgsrezept von EasyJet basiert auf Erfahrungen von US-Gesellschaften, die mit der Devise an den Markt gehen: Wenig Service und Komfort, als Gegenleistung billige Tickets. Sind BA-Maschinen im Schnitt mit 136 Sitzen ausgestattet, sind es bei EasyJet 149. Flugkarten können meist nur noch per Internet oder über Telefon-Servicenummern erstanden werden. Essen an Bord ist out. Dafür werden alle zentral gelegenen Flughäfen Europas bedient, was bei anderen Billiganbietern bislang ein großes Manko blieb. Die Kunden honorieren die Strategie: Während die etablierten Linien über Umsatzeinbrüche klagen, baut EasyJet seinen Marktanteil aus.

Luftverkehrsexperten haben allerdings Zweifel an der eingeschlagenen Übernahmestrategie. Denn die Übernahme von BA werde zwischen 35 und 46 Millionen Euro kosten, vermutet die britische Tageszeitung Daily Telegraph. Der Preis für Go-Fly liege wahrscheinlich noch höher. Dieses Geld werde von der Billigfluglinie zum größten Teil durch Risikokapital gedeckt, wodurch sich auch der instabile Börsenkurs der EasyJet-Aktien erkläre.

Beim Konkurrenten Ryanair unter der Leitung von Ray Webster gibt man sich vorerst noch unbeeindruckt von den Plänen bei EasyJet. Michael O’Leary, Chef der bisherigen Nummer eins bei den Billigfliegern, sagte gestern: „Das alles kümmert uns nicht.“ Wenn sich Firmen zu Marktführern zusammentäten, ergebe es noch lange kein konkurrenzfähiges Unternehmen. „Die größte Gesellschaft zu sein“, so O’Leary, „setzen wir uns nicht zum Ziel.“

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