: Liberale Skrupel
FDP verschiebt Aufnahme des umstrittenen Israel-Feindes und Ex-Grünen Jamal Karsli. Nur Möllemann will ihn noch
KÖLN taz ■ In der FDP scheint die Begeisterung über ihren Neuzugang Jamal Karsli zu schwinden. Der Recklinghäuser Kreisverband der Liberalen, dem der umstrittene vormals grüne Landtagsabgeordnete beitreten will, verschob seine ursprünglich für den vergangenen Dienstagabend geplante Entscheidung über eine Aufnahme auf kommenden Mittwoch. „Wir wollten das nicht im Schnellverfahren machen“, begründete der Kreisvorsitzende Mathias Richter die Vertagung.
Hintergrund dürfte der wachsende Unmut auch innerhalb der Liberalen über die antisemitischen Entgleisungen Karslis sein. Der 45-Jährige, der im April wegen der aus seiner Sicht zu israelfreundlichen Nahostpolitik Joschka Fischers aus den Grünen ausgetreten war, sprach in einem Interview mit der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, von einer „zionistischen Lobby“, die „jede auch noch so bedeutende Persönlichkeit kleinkriegen“ könnte. Zuvor hatte er bereits Israel „Nazimethoden“ vorgeworfen.
„Wer sich wiederholt in so unerträglicher Weise äußert, kann und wird in der FDP keine politische Heimat finden“, erklärte FDP-Landesvize Andreas Pinkwart und ging damit auf deutliche Distanz zu NRW-FDP-Chef Jürgen W. Möllemann, der weiterhin den Übertritt des gebürtigen Syrers unterstützt. Der liberale baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring bezeichnete die bereits vollzogene Aufnahme Karslis in die Düsseldorfer FDP-Landtagsfraktion als einen „absoluten Fehler“.
NRW-Landtagspräsident Ulrich Schmidt (SPD) rief Karsli öffentlich zur Mäßigung seiner Wortwahl auf. Möllemann wies die Rüge des Landtagspräsidenten mit dem Hinweis zurück, „Kritik an Scharon hat nichts mit Antisemitismus zu tun“. PAB
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