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Deadline für Studis

Drägers Schreckensentwurf für Studierende: Zwangsexmatrikulation nach doppelter Regelstudienzeit

Langzeitstudierende an Hamburger Hochschulen sollen nach den Plänen von Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) nicht nur eine Strafgebühr von 500 Euro zahlen. Sie sollen künftig auch von der Hochschule fliegen können, wenn sie mehr als das Doppelte der Regelstudienzeit studiert haben. Das sieht ein neu eingefügter Absatz im Paragraf 42 des „Hochschulmodernisierungsgesetzes“ vor, das den Hochschulen als Entwurf vorliegt (nachlesbar unter www.asta.uni-hamburg.de). Die Entscheidung, ob diese Zwangsexmatrikulation eingeführt wird, will der Senator den Hochschulen überlassen.

„Dies wird schwerwiegende soziale Auswirkungen haben“, kritisiert Tanja Harvey von der Uni-Gruppe „Vereinigte Linke“. Die Regelstudienzeit liegt je nach Fach zwischen 8 und 9 Semestern und wird nur von einer Minderheit eingehalten. Die jüngste Umfrage des Studentenwerks ergab, dass ein Viertel der Hamburger Studierenden seit „13 und mehr Semestern“ eingeschrieben ist. „Die Sache ist eine Schweinerei“, kritisiert denn auch Fabian Klabunde vom AStA der Universität. „Es gibt viele Gründe, warum jemand 20 und mehr Semester studiert“. Kindererziehung oder Geldnot könnten ein Studium rasch erheblich in die Länge ziehen. Klabunde vermutet: „Herr Dräger geht vom Bild des Vollzeitstudenten aus, der keine zusätzlichen Verpflichtungen hat.“

Auch Ulrike Pfannes, Geschäftsführerin des Hamburger Studentenwerks, lehnt eine solche Maßnahme ab: „Die Ursachen für lange Studienzeiten, das hat unsere Sozialerhebung ergeben, sind Orientierungslosigkeit und finanzielle Probleme“, sagt Pfannes. Der Staat müsste helfen statt strafen.

Der „Schreckensentwurf für ein neues Hochschulgesetz“, wie der Uni-AStA Drägers Vorlage nennt, und der „Letter of Intent“ sollen übrigens Thema einer Uni-Vollversammlung sein, die am morgigen Mittwoch um 14 Uhr im Audimax stattfindet.

KAIJA KUTTER

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