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Jetzt auch KirchHolding vor dem Aus

Murdochs Pay-TV-Tochter BSkyB zieht den Stecker und will sofort 1,7 Milliarden Euro für Premiere-Beteiligung. Kirch selbst verklagt derweil den Chef der Deutschen Bank wegen Kreditverleumdung. Zukunft der Springer-Beteiligung weiter ungewiss

MÜNCHEN/BERLIN dpa/taz ■ Jetzt hat es auch Kirchs Dachgesellschaft, die TaurusHolding, erwischt: Rupert Murdochs britischer Bezahlfernsehsender BSkyB habe seine Option auf den Rückverkauf seines Premiere-Anteils an Taurus vorgezogen, bestätigte ein Kirch-Sprecher gestern in München. Da Kirch den fälligen Preis von rund 1,7 Milliarden Euro nicht zahlen kann, wird in Branchenkreisen kurzfristig mit einem Insolvenzantrag der TaurusHolding gerechnet.

Ursprünglich hätte BSkyB erst im Oktober seinen 25-Prozent-Anteil an Kirchs Pay-TV Premiere zurückgeben können. Bis zum späten Nachmittag war nach Angaben des Amtsgerichts München allerdings noch kein Insolvenzantrag der Holding eingegangen. Die TaurusHolding ist die Dachgesellschaft, unter der die drei Kirch-Konzernsparten KirchMedia, KirchPayTV und KirchBeteiligungen ruhen. Sie gehört zu 100 Prozent der Kirch-Unternehmensstiftung. Bis auf die KirchBeteiligungen haben alle Sparten bereits Insolvenzantrag gestellt. Auf das operative Geschäft der KirchMedien hätte die Pleite der TaurusHolding aber nach Einschätzung von Branchenkennern keine direkten Auswirkungen.

Leo Kirch hatte BSkyB bei dem Premiere-Einstieg die Option eingeräumt, das Geld zurückzubekommen, wenn der Sender bestimmte Geschäftsziele bis zum Herbst 2002 nicht erreicht. Dass Premiere diese Vorgaben weit verfehlen würde, war seit langem klar. Der vorgezogene Vollzug wurde offenbar möglich, weil die der TaurusHolding untergeordnete KirchPayTV bereits am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt hatte. Premiere selbst sendet allerdings weiter.

Chancen, die 1,7 Milliarden Euro tatsächlich zu erhalten, hat BSkyB allerdings kaum: Auf Grund der derzeitigen Schwierigkeiten von Taurus sei sich das Unternehmen nicht sicher, ob der Schritt auch zu finanziellen Einnahmen führen werde, teilte das Unternehmen mit britischem Understatement mit. De facto hatte BskyB den Wert der Premiere-Beteiligung schon in der letzten Jahresbilanz fast vollständig abgeschrieben. Anders als Kirchs hochdefizitäres Pay-Abenteuer ist die zu 36 Prozent zu Murdochs Medienimperium News Corp. gehörende BSkyB eines der profitabelsten Bezahlfernsehunternehmen der Welt. Weil das BSkyB-Ergebnis durch die Premiere-Beteiligung in den vergangenen Jahren stets nach unten gezogen wurde, hatte das BskyB-Management seit längerem gegen Murdochs Festhalten an seinem Partner Kirch opponiert. Die Zukunft der Kirch-Beteiligung am Axel Springer Verlag bleibt unterdessen weiter ungewiss. Zunächst seien die Bayerische Landesbank, JP Morgan und Lehman Brothers am Zug, hieß es am Montag bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Die drei Banken, die der KirchGruppe den Einstieg in die Formel 1 finanziert hatten, können in diesen Tagen eine Kaufoption für das Springer-Paket wahrnehmen. Tun sie dies nicht, kann die Deutsche Bank das Paket verwerten, da ein Kredit damit gesichert ist.

Ursprünglich wollte ein Banken-Konsortium unter Führung der Commerzbank gemeinsam mit Friede Springer die 40-Prozent-Beteiligung der angeschlagenen KirchGruppe am Springer Verlag übernehmen. Gegen Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. Breuer hat Kirch nach Informationen der Süddeutschen Zeitung nach einer Strafanzeige nun auch eine Zivilklage auf Schadenersatz eingereicht. Der Streitwert belaufe sich auf hundert Millionen Euro. Kirch wirft Breuer, der dem Unternehmer Anfang Februar indirekt die Kreditwürdigkeit abgesprochen hatte, Verrat von Geschäftsgeheimnissen und Verleumdung vor. STG

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