: Fußballgötter unter sich
ARD und ZDF einigen sich mit Kirch: Die Digitalübertragung der Fußball-WM geht in Ordnung. Zumindest vorerst
Plötzlich war alles ganz einfach. Als ARD-Chef Fritz Pleitgen und ZDF-Intendant Markus Schächter am Mittwoch vor versammelter Presse mit „vorsichtigem Optimismus“ den Erfolg meldeten, war die Entscheidung erst eine halbe Stunde alt: Auch Zuschauer mit Digitalempfängern müssen bei der Fußball-WM 2002 nicht in die Röhre gucken. Jedenfalls nicht, ohne dabei den Ball rollen zu sehen.
Kurz vor der Pressekonferenz auf dem Mainzer Lerchenberg kam die Zusage von KirchMedia. Eine von ARD und ZDF vorgeschlagene technische Lösung des Bilderkonflikts soll nun doch akzeptiert werden. Zur Erinnerung: Weil das Satellitensignal der deutschen Sender über Satellit in ganz Europa zu empfangen ist, sah der spanische Pay-TV-Kanal Via Digital seine exklusiven Nutzungsrechte für Spanien verletzt – und drohte mit einem Rechtsstreit. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten in diesem Fall auf eine Digitalausstrahlung verzichten müssen. Rund eine Million Haushalte wären in diesem Fall von der Übertragung abgeschnitten gewesen.
Dazu soll es nach Ansicht von Schächter und Pleitgen nun allerdings nicht kommen. Mit einem einfachen Trick wollen die Sender den Empfang in Spanien umgehen. Kurz vor der WM soll von ARD und ZDF ein zusätzliches, nicht verschlüsseltes Digitalprogramm über Astra ausgesendet werden, das nur von den in Deutschland verbreiteten so genannten FTA-Receivern empfangen werden kann – nicht jedoch von den in Spanien genutzten Boxen. Per Sendesuchlauf am Fernseher sollen die „Technikpioniere“ (Schächter) mit Digitalausrüstung den „Fußballkanal“ automatisch finden – und für die Zeit der WM einfach in die Fernbedienung speichern. Das war’s schon. Dasselbe Verfahren hatten ARD und ZDF schon einmal als Lösungsmöglichkeit angeboten – und eine Absage erhalten. Allerdings: „Ich könnte mir vorstellen, dass Via Digital noch mal nachfragen wird“, sagte Pleitgen. Eine neue Gefahr für die Digitalausstrahlung sehe er allerdings nicht. „Die jetzige Vereinbarung ist zwar nicht optimal, aber eine, mit der wir leben können.“ Die Senderchefs hoffen nun darauf, dass auch die Zuschauer mitspielen – und den Sendesuchlauf ihrer Glotzkiste anschmeißen. „Schwer ist das nicht. Sogar ich würde das schaffen“, scherzte der ARD-Intendant. Wer dennoch scheitert, kann ja immer noch auf die Installation der guten alten Zimmerantenne zurückgreifen. Die muss man nur einstöpseln, um zu sehen, wie der Ball rollt.
PEER SCHADER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen