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Eltern neigen dazu, ihre Kinder zu überschätzen. Eine lange Liste gescheiterter Eisprinzessinnen und der ein oder andere Psychiater-Warteraum voll verhinderter Weltranglistenerster können davon erzählen.
Und nun auch diese Kolumne: Denn unbedingt sollte man den Veranstaltern des Berliner Gruselkabinetts glauben, was sie auf einem Schild am Eingang verraten: dass nämlich ihr Mummenschanz frühestens ab dem Alter von zehn Jahren geeignet ist. Der umgestaltete Luftschutzbunker in der Schöneberger Straße 23 a in Kreuzberg mag dem erwachsenen Menschen bestenfalls eine sanfte Gänsehaut bescheren, für eine gewisse Neunjährige aber wurde er zum Hort des Schreckens.
Bereits die eher dilettantischen Nachbildungen mittelalterlicher Operationen, die an jeder Ecke herumstehenden Särge und theaterbluttriefenden Wachsfiguren lösten deutlich sichtbares Unwohlsein aus. Das Kind verweigerte offensiv die Angstlust, während die pubertierende Schwester eher milde lächelnd die morbiden Installationen begutachtete. Endgültig versaute den heimeligen Familiennachmittag einer der ganz offiziell „Erschrecker“ geheißenen Angestellten des Kabinetts. Als der Mann mit der Maske aus einer dunklen Ecke auftauchte, hüpfte das Kind explosiver als Javier Sotomayor direkt in die Arme des Erziehungsberechtigten.
Berliner Gruselkabinett, Schöneberger Straße 23 a, Kreuzberg
Da bleibt nur eins: Das Kind direkt in die Wuhlheide zu tragen, wo heute um 15.30 Uhr das FEZ Kinder- und Jugendballett und die FEZi-Strolche „Das Maxfigurenkabinett“ aufführen. Titel ähnlich, aber ganz offiziell freigegeben ab fünf Jahren: Alles also im grünen Bereich.
FEZ Wuhlheide, An der Wuhlheide 197, Oberschöneweide
Anregungen: vorlauf@taz.de montag kommt lautsprecher
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