piwik no script img

Telekom-Chef in Not

Ron Sommer bedauert niedrigen Aktienkurs und verteidigt die erhöhten Bezüge des Vorstandes

BERLIN afp ■ Trotz Milliardenverlusten und dem dramatischen Kursverfall der T-Aktie blickt Telekom-Chef Ron Sommer weiterhin optimistisch in die Zukunft. Er sei sicher, dass mancher Anleger, der heute kein Vertrauen in die T-Aktie habe, „dies in der Zukunft bereuen wird“, sagte Sommer gestern vor etwa 9.000 Aktionären bei der Telekom-Hauptversammlung in Köln. Zur Kritik an den erhöhten Vorstandsbezügen sagte der Unternehmenschef unter Pfiffen aus dem Publikum, der Vorstand habe sich „weder selbst bedient noch bereichert“.

„Für den derzeit modischen Telekom-Pessimismus gibt es meiner festen Überzeugung nach wirklich keinen Grund“, betonte Sommer. Was in den vergangenen Wochen beobachtet worden sei, sei „nicht mehr nachvollziehbar“ und lasse sich nur „mit psychologischen Mechanismen“ erklären. Die Aktie war vergangene Woche auf einen neuen Tiefststand von 11,76 Euro gerutscht. Sommer räumte aber ein, die Branche habe Fehler gemacht, „und auch wir haben nicht immer alles richtig gesehen“.

Nach einem Bericht der Wirtschaftswoche haben sich Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Eichel (beide SPD) bereits darauf verständigt, Sommer nach der Bundestagswahl abzulösen. Das Magazin zitierte einen Vertrauten Schröders mit den Worten: „Das Problem Deutsche Telekom muss nach der Bundestagswahl dringend gelöst werden.“

Auf heftige Kritik stießen die erhöhten Bezüge des Telekom-Vorstands. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Hans-Dietrich Winkhaus, verteidigte diese Erhöhung. Der Vorstand habe „gute Arbeit“ geleistet, und es seien bei der Vergütung auch internationale Vergleiche herangezogen worden, sagte Winkhaus unter Pfiffen der Aktionäre.

Die Bezüge waren im vergangenen Jahr um knapp 90 Prozent von 9,2 auf 17,4 Millionen Euro angehoben worden. Winkhaus sagte dazu, es habe keine Steigerung um 90 Prozent gegeben, da in der Erhöhung auch Abfindungen für ehemalige Vorstandsmitglieder enthalten seien, die man nicht dem amtierenden Vorstandsgremium zurechnen könne.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Sommer damit, dass der Umsatz um etwa zehn Prozent gegenüber 2001 gesteigert wird. Er machte zudem deutlich, dass der Schuldenabbau „selbstverständlich höchste Priorität“ habe.

Diese sollen bis Ende 2003 auf 50 Milliarden Euro sinken. Wegen des gescheiterten Verkaufs der Telekom-Kabelnetze an die Liberty Media betrugen die Schulden zuletzt rund 67 Milliarden Euro. Zum Schuldenabbau soll deshalb auch die Kürzung der Dividende von 62 auf 37 Cent beitragen. Dies sei dem Unternehmen nicht leicht gefallen, betonte Sommer. Auch der Börsengang von T-Mobile soll demnächst Geld in die Kasse bringen: Sommer nannte aber keinen genauen Termin dafür. T-Mobile werde nur dann an die Börse gebracht, wenn dies zu Konditionen zu realisieren sei, die der Vorstand gegenüber den Aktionären rechtfertigen könne.

Einsparungen will die Deutsche Telekom AG zudem durch den Abbau von Arbeitsplätzen erreichen. Bis Ende 2004 sollen 22.000 Stellen wegfallen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen