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Mit dem Kopf durch das Glas

Rechtsradikale verprügeln Iraner im Bus. SPD empört über Verharmlosung durch Polizei

Ein Jugendlicher iranischer Herkunft ist nach einem Bericht des Tagesspiegels am Samstag in einem Bus in Zehlendorf von offensichtlich rechtsgerichteten Jugendlichen mit Fäusten und Schlagringen verprügelt worden. Dabei sei der Jugendliche mit dem Kopf so lange gegen eine Busscheibe geschlagen worden, bis diese zerbrach. Als der Freund des jungen Mannes dazwischengehen wollte, hätten die Angreifer mit den Worten gedroht: „Wenn du ihn schützt, töten wir dich.“ Anschließend sei auch er mit Fäusten und Schlagringen ins Gesicht geschlagen worden.

Zwei Frauen hätten den Busfahrer vergeblich gebeten, anzuhalten. Auch habe keiner der etwa zehn Fahrgäste den Jugendlichen nach deren Angaben geholfen. Als der Bus nach etwa 15 Minuten sein Ziel, die S-Bahn-Station Feuerbachstraße erreichte, seien die Angreifer geflüchtet. Die vom Busfahrer alarmierte Polizei habe nur noch Zeugenberichte aufnehmen können. Der iranische Jugendliche, der sich im Krankenhaus behandeln ließ, habe unter anderem Schnittwunden am Arm und Würgemale am Hals. Bei seinem Freund seien ein Schädeltrauma und Gesichtsverletzungen festgestellt worden. Die Polizei habe den Fall als „kleine Schlägerei, wie sie öfter vorkommt“, bewertet.

Die Berliner SPD hat nach dem Überfall die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Polizei kritisiert. Der rechtspolitische SPD-Sprecher Klaus-Uwe Benneter warf der Polizei am Montag eine Bagatellisierung des Vorfalls mit vermutlich rechtsradikalem Hintergrund vor. Zudem habe sich der Busfahrer möglicherweise einer unterlassenen Hilfeleistung strafbar gemacht. „Wenn es den Tatsachen entspricht, dass der Busfahrer die Polizei erst so spät benachrichtigt hat, dass den Opfern schwere Verletzungen zugefügt wurden und die Täter entkommen konnten“, sei dies strafrechtlich zu verfolgen, erklärte Benneter und fügte hinzu: Er wolle sich um schnelle Aufklärung bemühen. DDP/DPA

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