: Keine Aufklärung
Auslöser der Nitrofen-Belastung sind offenbar doch nicht DDR-Altasten. Andere Quellen nicht mehr ausgeschlossen
BERLIN taz ■ Der Nitrofen-Skandal geht in die nächste Runde. „Möglicherweise gibt es weitere Quellen für die Verseuchung“, erklärte gestern Mecklenburgs Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). Die Lagerhalle in Malchin könne nicht mehr als einzige Verunreinigungsquelle angesehen werden. Backhaus: „Bei der niedersächsischen GS agri ist kontaminiertes Futter aufgetaucht, das direkt von einem Ökobauern aus dem Nordosten angeliefert wurde.“ Untersuchungen des Betriebes hätten aber keinerlei Anhaltspunkte auf Nitrofen ergeben.
Eine Probe des Hallenstaubs in Malchin enthielt 2.000 Milligramm Nitrofen – das 200.000fache des zulässigen Grenzwertes. „Experten haben uns erklärt: Eine so hohe Konzentration kann nicht durch Altlasten hervorgerufen werden“, so Ministeriumssprecherin Marion Zinke. Deshalb sei jetzt ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, das klären soll, wie viele Tonnen Nitrofen notwendig sind, um eine so hohe Staubbelastung hervorzurufen. Noch etwas macht die Ermittler stutzig: Vor dem Verkauf der Halle hatte die Treuhand in einem Gutachten feststellen lassen: keine Kontamination, keine Altlasten.
Dumm gelaufen für Renate Künast. Die Verbraucherministerin hatte gestern wiederholt: Der Skandal ist aufgeklärt, die Gefahr für Konsumenten auf ein Minimum gesunken. Die Ermittlungen des niedersächsischen Agrarministeriums ergaben: In Niedersachsen wurden 35 Adressen mit belastetem Fleisch beliefert. Betroffen sind in Bayern 20 Abnehmer, 15 in Nordrhein-Westfalen, sechs in Hamburg, fünf in Bremen – darunter ein Kindergarten –, jeweils drei in Berlin, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein, zwei in Hessen, einer in Brandenburg.
Sieben Lieferungen gingen nach Holland, je eine nach Dänemark und Österreich.
NICK REIMER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen