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Mit deutscher Hilfe nach Afghanistan

Mit 2 Millionen Euro fördert die Bundesregierung Programme für rückkehrwillige Exilafghanen. Erst 350 Bewerber

BERLIN taz ■ Rund 70.000 Afghanen leben in Deutschland – mehr als in jedem anderen europäischen Land. Die meisten von ihnen kamen als Flüchtlinge oder Studenten. Manche verließen ihr Land wegen der sowjetischen Besatzung in den 80er-Jahren, andere wegen des Terrors der Mudschaheddin oder der Taliban in den 90ern. Seit Beginn der neuen Ära in Afghanistan stellt sich für viele die Frage: Zurückkehren oder dableiben?

Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) fördert in diesem Jahr mit zwei Millionen Euro drei Programme für die Rückkehrwilligen: Zusammen mit der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) unterstützt es hoch qualifizierte afghanische Fachkräfte bei der Arbeitssuche. Das BMZ übernimmt die Reise- und Transportkosten sowie einen Teil der Lohnkosten.

Parallel dazu bietet die Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte (Agef) im Auftrag der ZAV Aus- und Fortbildung für weniger qualifizierte Rückkehrer an. „Wir bilden Automechaniker aus, Drucker, Buchhalter, Kellner und Sicherheitsbeamte – was eben zum Wiederaufbau gebraucht wird“, erläuterte Paul Oosterbeek gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin. Oosterbeek ist Agef-Projektleiter in dem gerade mal einen Monat alten Büro in Kabul. Auch die Agef vermittelt Arbeitssuchende und finanziert Lohnzuschüsse „von bis zu 100 Dollar im Monat“, so Oosterbeek. „Je nachdem, wie stark der Lohn von einem normalen Verdienst abweicht, und der liegt zwischen 150 und 350 Dollar.“

Schließlich erhält die Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG) 500.000 Euro aus dem BMZ-Topf, um Afghanen bei der Existenzgründung zu helfen. Leuten wie Osman Amin, der nach Kabul will, „um dort ein internationales Restaurant zu eröffnen“. Erfahrung als Wirt hat er bereits in Frankfurt gesammelt. „Aber da lief das Geschäft nicht besonders gut, vor allem nach dem 11. September.“ Amin wird in Kabul erst mal bei seinen Eltern leben, die haben dort eine Eigentumswohnung. Später sollen seine Frau und seine drei Kinder nachkommen.

Von der DEG kann er bis zu 8.000 Euro „Eigenkapitalhilfe“ erhalten. „Mindestens 60 Prozent der Startsumme müssen die Existenzgründer jedoch selbst aufbringen – aus eigenen Ersparnissen oder mit Hilfe der Familie“, erklärt DEG-Mitarbeiter Rolf Gerber. Wer das nicht kann, hat ein Problem: Ein funktionierendes Bankensystem fehlt in Afghanistan nach wie vor. Die Deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau, finanzieller Arm des BMZ, prüft zurzeit, ob es Sinn macht, eine Bank für Kleinkreditvergabe in Kabul zu gründen. „Aber bis da was draus wird, das kann noch dauern“, sagt Gerber.

Mittlerweile entdecken auch deutsche Unternehmen Afghanistan wieder. Siemens wird das Telefonnetz mit rund 350.000 Anschlüssen erneuern und verhandelt nach eigenen Angaben über Geschäfte in den Bereichen Energieversorgung und Medizintechnik. Die mittelständische Berliner Firma SCI (Scientific Computer Instruments) will ein Service-Unternehmen für Telekommunikation, Computer und Kopierer in Kabul etablieren.

Bis jetzt haben sich 350 Exilafghanen um Rückkehrhilfe beworben. Agef-Mitarbeiter Klaus Dünnhaupt geht aber davon aus, dass es bald viel mehr sein werden, „weil wir ab Juli die Werbetrommel rühren, wenn unser Programm steht“.

Ob sie nicht Angst hat, nach vielen Jahren im liberalen Deutschland wieder verschleiert herumzulaufen, fragt eine Journalistin die künftige Entwicklungshelferin Alema Alema. „Nein. Früher konnte ich mich in Kabul so frei bewegen wie hier in Berlin. Und ich hoffe, das wird jetzt wieder möglich. Vielleicht trage ich ab und zu einen kurzen Schleier. Aber eine Burka auf keinen Fall.“ KATHARINA KOUFEN

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